TeLiPro: Telecoaching unterstützt Diabetiker

Lebensstilveränderung als entscheidender Baustein der Therapie

Gesundheitsnetzwerker Preis 2018 - TeLiPro

Diabetes ist eine Volkskrankheit, die häufig mit einem ungesunden Lebensstil einhergeht. Doch eine Verhaltensänderung ist alles andere als trivial. Mit TeLiPro – ausgezeichnet in der Kategorie Umsetzung – werden Diabetespatienten durch eine individuelle telemedizinische Betreuung zu einer gesünderen Lebensweise motiviert.

Die Zahlen veranschaulichen die Tragweite eindrucksvoll: Über sechs Millionen Deutsche leiden an Diabetes, davon 95 Prozent an einem Typ-2-Diabetes. Jedes Jahr sollen Analysen zufolge etwa 500.000 GKV-Patienten die Diagnose Diabetes Typ-2 neu erhalten. Der Anstieg der Diabetesprävalenz in den letzten Jahren war nach Meinung von Experten gerade auch durch Personen mit einem hohen Body-Mass-Index von über 30 und geringer körperlicher Bewegung bedingt.

In der Versorgung von Diabetikern agieren Hausärzte, Diabetologen, Disease-Management-Programme und Diabetesberater häufig unabhängig voneinander. Diese fehlende Vernetzung der Akteure führt zu schlechteren medizinischen Ergebnissen. Darüber hinaus fehlt den Patienten des Öfteren die Betreuung zwischen den einzelnen Arztbesuchen.  Die Folge: Die Anweisungen des Arztes werden unzureichend oder im schlimmsten Fall gar nicht umgesetzt. Große Schwierigkeiten haben die Patienten auch mit der häufig notwendigen Verhaltensänderung. 

Genau hier setzt TeLiPro – das Telemedizinische Lebensstil-Interventions-Programm für Typ-2-Diabetiker an, entwickelt vom Deutschen Institut für Telemedizin und Gesundheitsförderung (DITG), soll es übergewichtige Diabetespatienten durch eine individuelle telemedizinische Betreuung hin zu einem gesünderen Lebensstil führen und gleichzeitig die Adhärenz stärken. Ziel ist es, den Gesundheitszustand und die Lebensqualität der Programmteilnehmer langfristig zu verbessern, mindestens aber zu erhalten und damit Risikofaktoren für Begleit- und Folgeerkrankungen zu minimieren.

 „Unser Ziel ist es außerdem, die Akteure miteinander zu vernetzten und so eine bundesweite telemedizinische Betreuung von Personen mit Diabetes zu ermöglichen, die den Fokus auf den Outcome legt“, erklärt DITG-Geschäftsführer Bernd Altpeter. Das DITG hat eine Online-Plattform als Software-as-a-Service-Produkt entwickelt, die Hausärzte, Diabetologen und Diabetesberater eigenständig nutzen können, um so die Versorgung ihrer Patienten zu verbessern.

Ärzte können einerseits die telemedizinische Betreuung durch eigenes Praxispersonal anbieten oder von einem anderen telemedizinischen Zentrum – beispielsweise einer anderen Praxis – durchführen lassen. Im Rahmen des Programms erhalten die Patienten technische Hilfsmittel wie Blutzuckermessgerät, Schrittzähler und Waage. Dabei werden krankheits- und lebensstilrelevante Parameter auch zwischen den Arztbesuchen automatisch an das Online-Portal übertragen.

Durch regelmäßige Telefonate des Praxispersonals erhält der Patient ein persönliches Coaching zu den Themen Ernährung, Bewegung, Motivation, Medikation und Krankheitsaufklärung. Basis für das Coaching bilden die übertragenen Werte. Im gesamten Programmverlauf, der sich pro Teilnehmer über ein Jahr erstreckt, finden rund 14 bis 18 Coaching-Gespräche statt. Die Betreuung der Patienten erfolgt nach einem strikten Interventionsplan mit klar definierten Zielen bezüglich des HbA1cs und BMIs. Durch die Zuordnung eines persönlichen Gesundheitscoachs über die gesamte Laufzeit entsteht ein vertrauensvoller Austausch.

Und das zeigt Wirkung: Um die Wirksamkeit des Programms nachzuweisen, führt das DITG eine Studie durch. „Wir konnten zeigen, dass das Programm bei Patienten mit Diabetes Typ 2 nach einem Jahr unter anderem den HbA1c, das Gewicht und den Insulinbedarf signifikant verbessert“, sagt Altpeter. So steigt laut DITG die Adhärenz von Patienten auf über 80 Prozent. Das Insulin kann um 50 Prozent reduziert werden. 85 Prozent erreichen ihr Ziel bezüglich des HbA1c und 30 Prozent der Patienten sogar eine Remission. Die Zufriedenheit mit dem Programm liegt bei 95 Prozent.

Mit der Partnerfirma Best Care Solutions hat das DITG die Möglichkeit, integrierte Versorgungsverträge nach §140a SGB V zu schließen, wodurch die telemedizinische Betreuung für den Arzt abrechenbar ist. Durch die Nutzung von bestehenden Strukturen ist das System außerdem skalierbar. Die Skalierbarkeit wird zusätzlich durch Heimarbeitsplätze und durch Kooperationen mit dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) und dem Bundesverband der Niedergelassenen Diabetologen (BVND) gestärkt. Ziel ist es, die telemedizinische Betreuung in die Regelversorgung zu übernehmen. Ein bereits genehmigtes Innovationsfondsprojekt, im Rahmen dessen die Betreuung bereits als neues digitales Disease Management Programm (DMP) projektiert wird, ist ein weiterer wichtiger Schritt hierfür.

Jurybegründung

Für die Jury zeigt dieses Projekt einen vielversprechenden digitalen Ansatz für mehr Versorgungsqualität. Erfolgreiche analoge Erfahrungen werden dabei übernommen und in eine digitale Lösung übersetzt, die Patienten und Leistungserbringern Vorteile bietet, ökonomisch sinnvoll ist und die Versorgung nachhaltig verbessern kann.

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