Videosprechstunde für alle
Praxissatelliten sollen Ärztemangel beheben

Das Projekt DiMed – ausgezeichnet in der Kategorie Idee – zeigt, wie digitale Kommunikationstechnologie eine nachhaltige und flächendeckende medizinische Grundversorgung ermöglichen kann. Das Konzept gibt Antworten auf die gegenwärtigen und künftigen demografischen sowie strukturellen Herausforderungen.
Das Problem gibt es in vielen ländlichen Gegenden: Die jungen Menschen zieht es in die Stadt; der Anteil der älteren Bevölkerung wächst. Mit ihm steigt die Zahl der spezifischen Alterserkrankungen und somit der Bedarf an ärztlicher Inanspruchnahme. Eine flächendeckende medizinische Grundversorgung ist in vielen dieser Regionen schon heute nicht mehr gegeben. Vor diesem Hintergrund entstand die Idee zu DiMed. Das zentrale Anliegen: Die Patientinnen und Patienten in ländlichen Gegenden sollen weiterhin wohnortnah versorgt werden können.
Die Lösung ist eine modulare Struktur, bestehend aus einem regionalen hausärztlichen MVZ und sogenannten Praxissatelliten. In diesen dezentralen Räumen, die wie normale Arztpraxen konsultiert werden, stehen Medizinische Fachangestellte (MFA) oder nichtärztliche Praxisassistenten (NäPA) zur persönlichen Ansprache bereit. Während Erstkonsultationen und Notfalluntersuchungen der Zentralpraxis vorbehalten bleiben, können die Mitarbeiter in den Satelliten alle Belange der routinemäßigen Vor-Ort-Betreuung erfüllen. Die Besonderheit: Per Videosprechstunde können sie direkten Kontakt zum Hausarzt oder auch zu Fachärzten herstellen.
Smarte Technologien wie zum Beispiel Apps auf dem Smartphone sind nicht allen Patienten zugänglich oder zeigen aufgrund sensibler Daten und rechtlicher Bestimmungen oftmals hohe Sicherheitslücken. DiMed implementiert in den Vor-Ort-Satelliten deshalb videobasierte telemedizinische Lösungen. Dank der Unterstützung des medizinischen Fachpersonals können diese auch Personen zugänglich gemacht werden, die über keine oder wenig Erfahrungen mit modernen technischen Geräten verfügen. Mit einem eigens entwickelten Datenschutz- und Privacy-Konzept gewährleistet DiMed höchste Datensicherheit. Die Daten werden auf Basis von Open Source Software verschlüsselt. Es gibt weder Schnittstellen zu mobilen Endgeräten, noch besteht die Gefahr von unsicheren Verbindungen durch praxisinterne VPN-Tunnel.
Nicht nur für die Patienten, sondern auch für das medizinische Personal ist die Kombination aus wohnortnaher Versorgung, administrativer Verschlankung und dem Einsatz neuer Technologien attraktiv, wie DiMed-Gründer Dr. Andreas Tauber berichtet: „Besonders junge Ärzte, die gern im Team arbeiten, sich mit anderen Fachärzten vernetzen wollen und offen für technisch-innovative Lösungen sind, zeigen großes Interesse an der Idee der Praxiszentren. Diese stellen für sie eine vielversprechende Alternative zur Einzelkämpfersituation in einer ländlichen Praxis dar.“
DiMed lässt sich flexibel strukturieren und so optimal an regionale Besonderheiten anpassen. Je nach Region kann es sinnvoll sein, fünf bis zehn Satelliten anzudocken. Jeder Standort muss von der Kassenärztlichen Vereinigung genehmigt werden und nimmt somit an der kassenärztlichen Versorgung teil.
Was ist DiMed?
DiMed sichert durch eine modulare dezentrale Satellitenpraxisstruktur mit Anbindung an ein regionales MVZ die wohnortnahe medizinische Versorgung der Patienten. Das Konzept von DiMed ist skalierbar und lässt sich bundesweit übertragen. Partner von DiMed sind u.a. der Hochtaunuskreis, das Infektiologikum Frankfurt, Edkimo, TU Berlin, J.W. Goethe Universität Frankfurt a.M. sowie ein bundesweites Verbands- und Forschungsnetz und weitere lokale Facharztpraxen.
Jurybegründung
Die Jury hebt an diesem Projekt besonders hervor, dass es die Videosprechstunde auch für die Menschen zugänglich macht, die im eigenen Zuhause nicht mit der entsprechenden Technik ausgestattet sind. Die Kombination der persönlichen Betreuung durch eine nichtärztliche Praxisassistentin und die Videosprechstunde mit direktem Draht zum Arzt löst einige organisatorische und praktische Probleme der Verfügbarkeit von ärztlicher Versorgung für ältere Menschen.