
Informationen, Programm und Anmeldung für den 17. Kongress für Gesundheitsnetzwerker finden Sie hier https://www.gesundheitsnetzwerker.de/de
Interview
Interoperabilität – nicht nur während der HL7 DevDays ein wichtiges Thema
EinBlick sprach mit Dr. Kai U. Heitmann über E-Health-Lösungen und den Informationsaustausch zwischen Menschen, Organisationen und Systemen

Dr. Kai U. Heitmann
begann seine Karriere in der Medizininformatik an der Universität Köln. Heute ist er zum einen Geschäftsführer von HL7 Deutschland e.V., zum anderen Berater bei Heitmann Consulting and Services sowie bei der Art-Decor® Open Tools GmbH. Seit Mai 2017 agiert er als benannter Experte in vesta Standards der gematik und seit März 2022 als Mitglied im Expertenkreis des InteropCouncils.
Bis Ende letzten Jahres war Heitmann ins Health Innovation Hub (HIH) des Bundesministeriums für Gesundheit berufen.
Dr. Heitmann, zuletzt agierten Sie im HIH. Was machen Sie jetzt?
Ich beschäftige mich schon seit langem mit dem Thema Interoperabilität, weil es viel mit Menschen zu tun hat, und das fasziniert mich. Ich bin jetzt einerseits der Geschäftsführer von HL7 Deutschland, aber auch Berater in diesem Thema. Alles, was ich vorher gemacht habe, mache ich mit großer Freude weiter. Unter anderem entwickeln wir eine Software, die die Interoperabilität und Zusammenarbeit fördern soll, übrigens schon seit zehn Jahren.
Auch bei den HL7 DevDays ging es um Interoperabilität. Was erwartete die Teilnehmer:innen während der drei Tage in Berlin?
Alle freuten sich, weil die Veranstaltung wieder live stattfinden konnte. Das ist sehr wichtig, denn, wie eben gesagt, hat die Interoperabilität viel mit Menschen zu tun. Man muss diskutieren, einander vertrauen und technische Spezifikationen aufschreiben, nur so entsteht Interoperabilität. Das kann man zwar auch offline machen, aber online bzw. gemeinsames Agieren ist wichtig. Diese Gemeinschaft in der Community, wie wir uns gern bezeichnen, ist das, was die Leute erwarten; neben der Tatsache, dass wir viele Neuigkeiten anzubieten hatten, die in der vergangenen Zeit entstanden sind. Viele haben zu Hause gesessen und Dinge ausgetüftelt und durften diese nun vorstellen: verschiedenste Produkte, Tipps und Tricks, all das machte die DevDays aus. Manche bezeichnen uns ein wenig als Nerds, weil viel Technik dabei ist. Aber das ist genau der Punkt, warum die Menschen hierherkommen wollen.
Spannenderweise waren ja nicht nur Firmen, sondern auch Teilnehmer:innen der gematik dabei. Was haben sie hier konkret gemacht?
Ich sehe es mit großer Freude, dass nach zwanzig Jahren, in der ich diese Szene schon beobachte, der Gesetzgeber es endlich geschafft hat, das Wort Interoperabilität in Gesetze zu überführen. Und darauf ist die gematik als Institution aufgesprungen. Es gibt eine neue Governance-Struktur für die Interoperabilität, in der die gematik die Rolle der Koordinierungsstelle übernommen hat und Spezifikationen schreibt, wie übrigens andere Gruppierungen in Deutschland ebenso. Weil jetzt viele über Interoperabilität sprechen und sich auf das Thema fokussieren bzw. technische Spezifikationen schreiben, haben wir mehr Möglichkeiten, Dinge erledigt zu bekommen. Auf der anderen Seite müssen wir das Ganze sehr gut koordinieren. Da können wir noch besser werden, damit es einheitlicher wird. Ein erster wichtiger Schritt war dabei ISiK für die Informationstechnischen Systeme im Krankenhaus. Zunächst hat die Entscheidung dafür einen Aufschrei erzeugt, aber diese Standardisierung zeigt in die richtige Richtung und macht vorhandene Systeme nicht kaputt. Im Gegenteil: Weiteres, wie zum Beispiel eine gute Benutzerführung, kann man ausgestalten. Dazu haben wir hier auf den DevDays schöne Beispiele gehört, in denen Innovationen für Ärzt:innen und Pflegende so umgesetzt wurden, dass sie diese einfach und gut bedienen können.
Ein wichtiges Thema sind E-Health-Lösungen wie E-Rezept, ePA und eAU. Werden wir hier den Turnaround in dieser Legislaturperiode schaffen?
Ich bin schon lange der festen Überzeugung, dass die ePA ins Fernsehen gehört. Sie muss berühmter werden, jeder und jede muss sie kennen und wollen. Da ist noch viel Luft nach oben, und ich hege die Hoffnung, dass wir es in dieser Legislaturperiode packen. E-Rezept und eAU sind auch wichtig. Wenn alle merken, dass man damit Zeit oder Ressourcen einsparen kann und es zudem für die Patient:innen gut ist, ist das schon eine bessere Versorgung. Die Menschen nutzen moderne Technologien doch längst in anderen Bereichen. Da es im Gesundheitswesen jedoch immer eine Weile dauert, brauchen wir Protagonist:innen, die Neues vorleben. Wenn andere es nachahmen, weil es funktioniert und nicht schlecht ist, wird es auch ein Erfolgsfaktor.
Welche Baustellen oder Hindernisse sehen Sie hier momentan noch in der Durchdringung mit DigitalHealth?
Ich glaube, es gibt natürliche Widerstände gegen die Digitalisierung. Mehr Aufklärung ist da wichtig. Menschen müssen miteinander reden, einander vertrauen, und dann probieren sie die Dinge auch aus. Meine größte Hoffnung ist es, unsere Community zu vergrößern – und zwar mit Leuten, denen dieser Bereich noch fremd ist. Sie sollen merken, dass wir keine Nerds sind, sondern viele verschiedene Fähigkeiten und Fertigkeiten zusammenbringen. Dann können sie sich selbst ebenso einbringen und erkennen sich auch in der Entwicklung wieder. Ich möchte zum Mitmachen einladen!
Und was läuft gut im Bereich HL7 und Entwicklung?
Da in den Gesetzen endlich formuliert wurde, offene, interoperable und internationale Standards zu verwenden, ist schon ein großer Schritt geschafft. Die Einführung von SNOMED CT, auch wenn es sich nur um ein Codierungssystem handelt, war ebenfalls sehr wichtig. Hier besteht ein riesiges Potenzial! Wir stehen zwar erst am Anfang und es gibt noch Kinderkrankheiten, doch wenn wir gemeinsam versuchen, etwas Gutes für die Allgemeinheit zu machen, dann passiert es hoffentlich auch.

Informationen, Programm und Anmeldung für den 17. Kongress für Gesundheitsnetzwerker finden Sie hier https://www.gesundheitsnetzwerker.de/de
Kurzstrecke
Krankenstand steigt weiter an
Im Gegensatz zu 2021 wurden in diesem Jahr mehr Arbeitnehmer:innen krankgeschrieben
Der Krankenstand ist im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des iGES Instituts auf Basis von Daten der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Demnach hatte jedes durchgängig versicherte berufstätige Mitglied im ersten Halbjahr im Durchschnitt 7,9 Arbeitsunfähigkeitstage. Im Vorjahreszeitraum waren es 6,7 Tage.
Täglich fehlen durchschnittlich 4,4 Prozent der Berufstätigen bei der Arbeit. So war in 2022 jede:r Dritte schon einmal krankgeschrieben. In 2021 wies nur jede:r vierte Versicherte mindestens einmal eine Krankschreibung vor. Eine einzelne Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung war jedoch im ersten Halbjahr 2022 mit 12,8 Kalendertagen kürzer als im Vorjahreszeitraum mit 16,2 Kalendertagen.
Gesundheit als Schulfach
Ärzteschaft setzt sich für Reform der Lehrpläne ein
Bislang tauchen Gesundheitsthemen in den Lehrplänen nur sporadisch in einzelnen Klassenstufen auf, vorwiegend in Fächern wie Sachkunde, Biologie oder Sport. Die Ärztekammer des Saarlandes setzt sich deshalb dafür ein, das Fach Gesundheit mehr in die Lehrpläne zu integrieren. »Was fehlt, ist eine gezielte, altersspezifische Beschäftigung mit dem Thema Gesundheit über alle Jahrgangsstufen hindurch«, sagt Dr. Josef Mischo, Präsident der Ärztekammer des Saarlandes. »Es sollte Ziel der Bildungs- und Gesundheitspolitik sein, ihr Engagement für Gesundheitskompetenz und Prävention zu forcieren. Wir stecken hier immer noch in den Kinderschuhen.«
So würden auch die Zahlen und Fakten eine eindeutige Sprache sprechen:
Mit 84 Prozent wünscht sich zum einen die Mehrheit der jungen Erwachsenen, dass Gesundheit als eigenständiges Fach in der Schule unterrichtet werden soll. 2016 waren es laut einer Studie der Krankenkasse vivida bkk und der Stiftung ›Gesundarbeiter‹ mit 77 Prozent noch deutlich weniger. Zum anderen ist es um die Gesundheitskompetenz in Deutschland allgemein schlecht bestellt. Nach einer Studie des Interdisziplinären Zentrums für Gesundheitskompetenzforschung (Bielefeld) vom Oktober 2021 verfügten fast 60 Prozent der Befragten nur über eine geringe Gesundheitskompetenz. Dr. Josef Mischo fordert deshalb: »Wir setzen uns weiterhin für das Schulfach Gesundheit ein.«
Wirtschaftliche Sorgen vor der Zukunft
Medizinklimaindex 2022: Tendenz nach unten
Der Medizinklimaindex (MKI) der Stiftung Gesundheit tendiert im 2. Quartal 2022 eindeutig nach unten. Er wird seit mehr als 15 Jahren von der Stiftung erhoben und gilt als Indikator für die wirtschaftliche Stimmung in der ambulanten Versorgung. Der MKI gibt differenziert Auskunft darüber, wie die niedergelassenen Ärzt:innnen, Apotheker:innen und nichtärztlichen Heilberufler:innen in Deutschland ihre aktuelle wirtschaftliche Lage einschätzen und welche Entwicklung sie in den kommenden sechs Monaten erwarten.
An der aktuellen Befragung nahmen 1.239 Leistungserbringende teil. Alle blicken derzeit mit wirtschaftlichen Sorgen in die Zukunft: Das Medizinklima in den drei Gruppen liegt durchweg niedriger als im ersten Quartal 2022. Am stärksten sank das Klima der Ärzt:innen; bei den Heilberufler:innen und Apotheker:innen gingen die Werte ebenfalls nach unten, jedoch in geringerem Ausmaß. Prof. Dr. Dr. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit, analysiert, dass vor allem in der ambulanten Versorgung die Zukunftserwartungen stark zurückgegangen sind. Ein wichtiger Grund dafür liegt in der unkalkulierbaren Lage in der Ukraine.
E-Rezept bald über die elektronische Gesundheitskarte einlösbar
Künftig stehen drei Möglichkeiten für die Einlösung zur Verfügung
Laut einer gematik-Pressemitteilung sollen E-Rezepte ab dem Jahr 2023 mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) in Apotheken eingelöst werden können. Für Patient:innen stehen dann insgesamt drei Möglichkeiten für die Einlösung ihrer E-Rezepte zur Verfügung. Zum einen gibt es den Papierausdruck, der nicht mehr rosafarben ist, aber einen Rezeptcode enthält. Wie bisher stellt die Arztpraxis den Zettel zur Verfügung. Zum anderen kann jede:r Erkrankte sich über die E-Rezept-App das Rezept auf sein Smartphone laden, an eine beliebige Apotheke senden und das Medikament (vor)bestellen. Die neue dritte Möglichkeit beinhaltet den Abruf direkt in einer Apotheke vor Ort über die eGK.
Eine weitere Funktion in der App wird in Kürze implementiert. Über die Familienfunktion können Rezepte für Angehörige verwaltet werden. Die gematik empfiehlt vorrangig die Nutzung der eGK und der App, weil durch die elektronische Übermittlung Papier eingespart und Praxispersonal entlastet wird. Bei rund 500 Millionen Rezepten ergibt sich ein hohes Einsparpotenzial. In anderen europäischen Ländern wird der papierlose Prozess bereits seit einiger Zeit umgesetzt.
EinBlick zum Hören: Der wöchentliche Podcast
Das neue Angebot ergänzt unseren EinBlick Newsletter.
EinBlick – Der Podcast präsentiert Ihnen die wichtigen gesundheitspolitischen Nachrichten der Woche immer Freitag mittags.
In gut zehn Minuten hören Sie, was in der vergangenen Woche eine Rolle gespielt hat und was in der folgenden Woche wichtig sein wird.
Zusammen mit den tieferen Analysen des Newsletters EinBlick, sind sie stets bestens auf dem Laufenden.
EinBlick – Der Podcast immer freitags, ab 12 Uhr in allen bekannten Podcastportalen.
Die aktuelle Folge finden Sie hier: www.einblick-newsletter.de
Young Health
Training muss dort ansetzen wo Schmerz und Bewegung entstehen – nämlich im Gehirn
EinBlick sprach mit Luise Walther über Neurozentriertes Training

Luise Walther
ist Expertin für neurozentriertes Training. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Individualisierung und Professionalisierung von Trainingsprozessen, um Schmerzen zu reduzieren und Bewegungsabläufe zu optimieren. Die Spezialistin für Rehabilitation, Verletzungsprophylaxe und Performancesteigerung stellt die ganzheitliche Betrachtung der körperlichen Leistungsfähigkeit in den Vordergrund. Grundlage ihrer neurozentrierten Arbeit ist die Erkenntnis, dass Bewegung, Schmerzen und Performance im Gehirn entstehen. Sie arbeitet als Personal Trainerin und ist Chief Innovation Officer bei AIMO.
Frau Walther, Sie stehen für neurozentriertes Training. Was steckt hinter dem Begriff?
Im Prinzip ist es ein Training, das dort ansetzt, wo Schmerz und Bewegung entstehen – nämlich im Gehirn. Der Fokus liegt also nicht auf Sehnen, Knochen, Bändern oder Gelenken, sondern auf einer ganzheitlichen Betrachtung des Körpers. Ganz vereinfacht gesagt schauen wir uns die drei bewegungssteuernden Systeme an. Das sind die Augen als visuelles System, das Gleichgewichtssystem und die Körperwahrnehmung. In einem Training praktizieren wir beispielsweise Augentraining, wir verändern die Kopfposition und schaffen damit einen ganzheitlichen Ansatz, der Augen, Atmung, Gleichgewicht und Bewegung miteinander kombiniert.
Für wen ist das Training geeignet und bei welchen Krankheiten hilft diese Trainingsform besonders?
Die Methode kommt aus dem Leistungssport, der Neuroathletik. Ich transferiere das allerdings auf eine viel größere Zielgruppe und praktiziere Performance- und Schmerzcoaching. Geeignet ist es für alle Personen, die ihre Leistung verbessern oder etwas verändern wollen. Das kann auch bedeuten, die Fähigkeit zu trainieren, nach dem Feierabend richtig abschalten zu können. Seien es alleinerziehende Elternteile, die ihre Work-Life-Balance optimieren wollen, oder Menschen, die viel am Schreibtisch sitzen und daher Rückenbeschwerden aufweisen. Oftmals ist ein Grund für die Schmerzen eine Überbelastung der Augen, die eine extrem hohe Informationsdichte aufweisen, die dann ans Gehirn gesendet wird und damit eine hohe Spannung aufbaut.
Neben diesem Bereich kann neurozentriertes Training auch nach Gehirnerschütterungen oder bei Long bzw. Post Covid sinnvoll sein. In Deutschland gibt es leider noch nicht so viele Trainingsansätze des neurozentrierten Trainings für diese Erkrankungen, und hier sehe ich einen extremen Mehrwert.
Wie sieht Ihre Arbeit in diesem Bereich konkret aus?
Das hängt davon ab, was das Gegenüber für Herausforderungen oder Problemstellungen mitbringt. Ich habe mich auf Online Training fokussiert, weil ich möchte, dass es jedem zugänglich ist, und zwar genau dort, wo sich die Person selber wohlfühlt. Damit wir dann dort arbeiten können, wo die Probleme entstehen. Am Anfang starte ich mit einer Analyse, um herauszufinden, wie die Herausforderungen, die dann beispielsweise zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen, entstehen. Danach können wir fokussiert gucken, welche Übungen am besten zu der Person passen. Das können dann Atemübungen, Gleichgewichts- oder Mobilisationsübungen sein. Wir schauen, wie die Person es in den Alltag integrieren kann, damit Verhaltensübungen etabliert werden können.
Sie haben vor kurzem ein Buch herausgegeben. Worum geht es?
Ich habe von allen meinen Kund:innen immer wieder die Frage gestellt bekommen, wie sie ihre Körperhaltung verbessern können. Meine Antwort darauf: Es muss das Gleichgewicht trainiert werden. Das Gleichgewichtssystem hat so einen extremen Einfluss auf die Körperhaltung, Stabilität, auf die Atmung und die Verdauung. Im Prinzip verbindet es alles im Körper miteinander. Und weil ich gemerkt habe, dass das immer wieder ein Thema ist, habe ich mich dazu entschieden, mein Wissen dazu aufzuschreiben und es so einfach wie möglich weiterzugeben. In dem Buch bekommen Interessierte gezielte Übungen, die durch einen Fragebogen ermittelt worden sind, an die Hand. Diese können sie dann direkt in ihren Alltag integrieren und zuhause anwenden.
Neben Ihrer Selbstständigkeit als Personal Trainer sind Sie Chief Innovation Officer bei AIMO. Was macht AIMO genau?
AIMO ist ein digital health Start-up aus dem Deep Tech Bereich. Wir sind die erste tagesaktuelle, scanbasierte Bewegungsapp. Dabei kann jede:r zuhause mit einem Smartphone Kniebeugen und damit die Bewegungsabläufe scannen. Daraufhin erkennt eine Künstliche Intelligenz (KI) die Probleme, erstellt eine Analyse und gibt direkte Handlungsempfehlungen. Die KI stellt dann für diese Person zugeschnitten einen Übungsplan zusammen. Wir alle kennen ja das Problem: Wir wissen, dass wir uns mehr bewegen sollen, wissen aber oft nicht, was genau wir dafür machen sollen. Und genau hier setzt unser Produkt an. Wir demokratisieren damit die eins-zu-eins-Betreuung. Bei der Entwicklung der App lag unser Fokus darauf, dass Nutzer:innen niederschwellig über das Handy ein hochwertiges und individuelles Training zusammengestellt bekommen sollen. So bringe ich bei AIMO auch das neurozentrierte Training mit ein, damit wir Training neu und vor allen ganzheitlicher denken.
Ziel von AIMO ist es, dass das Online Training komplett von den Krankenkassen erstattet werden soll. Wie realistisch ist das und wie weit sind Sie in diesem Prozess?
Hinter unserem Produkt stecken mittlerweile sechs Jahre Forschungsarbeit. Wir sind aktuell dabei, ein Programm von der Zentralen Prüfstelle Prävention (ZPP) zertifizieren zu lassen. So erhoffen wir, dass unser Produkt auch für Krankenkassen einen Mehrwert bietet. Gleichzeitig haben wir mit unserer App, die aktuell schon auf dem Markt ist, auch eine kosten- und anmeldungsfreie Version integriert.
Startup-Telegram
Im offiziellen Verzeichnis für Digitale Gesundheitsanwendungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind mittlerweile 33 Anwendungen gelistet. Neu hinzugekommen sind zwei Apps gegen Brustkrebs.
Die vorläufig aufgenommene DiGA ›optimune‹ richtet sich an erwachsene Patient:innen mit Brustkrebs, die ihre Erstbehandlung abgeschlossen haben und sich dennoch belastet fühlen. Über Methoden und Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie wird die Lebensqualität der Erkrankten verbessert. Die App ergänzt die übliche medizinische Versorgung und behandelt vier Schwerpunktthemen – Ernährung, Bewegung, psychologisches Wohlbefinden und Schlaf – die den Nutzerinnen in 16 übersichtlichen Modulen vermittelt werden. https://optimune.de/
Ebenfalls vorläufig aufgenommen wurde ›Pink! Coach‹ als therapiebegleitende digitale Lösung für Brustkrebspatient:innen vom Zeitpunkt der Diagnose bis zur letzten Nachsorge oder darüber hinaus. Sie stärkt die Lebensqualität und lindert psychische, psychosomatische sowie somatische Folgen einer Brustkrebserkrankung durch Anregungen zu Verhaltensänderungen: mehr Bewegung, gesündere Ernährung und Achtsamkeit, gemäß den aktuellen Leitlinienempfehlungen. Coaching Module bieten Informationen und praktische Tipps, ein Chatbot unterstützt bei Fragen. www.pink-brustkrebs.de
Eine dritte App im Brustkrebsbereich, Cancado pro-react Onko (wir berichteten im EinBlick Newsletter vom 21. Mai 2021), steht weiterhin vorläufig auf der BfArM-Liste, die App Mika zur allgemeinen Krebstherapie wurde vom Hersteller Fosanis zurückgezogen.
Ein nicht zur DiGA Liste gehörendes EU-Projekt für die Diagnose und Behandlung von Brustkrebs ist das eHealth-System Desiree. Es soll die Vorhersage der Entwicklung von Brustkrebs im Einzelfall vereinfachen und zielt auf eine individuellere Behandlung der Patient:innen ab. Gleichzeitig sammelt es Daten und Informationen, die für Entscheidungen genutzt werden können. Das Projekt wird von Expert:innen und Wissenschaftler:innen der EU gefördert und vorangetrieben, die online regelmäßig über die Fortschritte informieren. http://www.desiree-project.eu/

Informationen, Programm und Anmeldung für den 17. Kongress für Gesundheitsnetzwerker finden Sie hier https://www.gesundheitsnetzwerker.de/de
Meldungen
Aktuelle Umfrage des BVMed zeigt
Prävention gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen am wichtigsten
Welche Präventionsmaßnahmen wünschen sich Menschen in Deutschland? Laut einer aktuellen und repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) sind es vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE), die mehr in den Fokus rücken sollten.
61 Prozent der Befragten halten einen nationalen Präventionsplan gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit abgestimmten Maßnahmen für sinnvoll, gefolgt von Prävention gegen Krebs (58,4 Prozent), Depression (47,3 Prozent), Diabetes (45,5 Prozent) und Adipositas (41,5 Prozent). Am Ende der Liste stehen Vorsorgemaßnahmen rund um Rückenschmerzen (33,9 Prozent) und Long-COVID (33,3 Prozent). »Wir reden aktuell viel über Infektionserkrankungen wie Corona und Affenpocken. Die notwendigen Präventionsschwerpunkte sehen die Menschen in Deutschland aber eher bei chronischen Erkrankungen oder Krebs«, sagt BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Dr. Marc-Pierre Möll. »Wir müssen insgesamt als Gesellschaft und politische Entscheider:innen chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Adipositas strategischer und ganzheitlicher angehen.«
Als einen guten Anknüpfungspunkt sieht der BVMed den Nationalen Präventionsplan im Koalitionsvertrag der Bundesregierung. So fordert der Verband, auch auf Grundlage der Umfrageergebnisse, eine eigenständige Herz-Kreislauf-Vorsorgeuntersuchung ab einem Alter von 50 Jahren. Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass gerade junge Menschen verstärkt Präventionsmaßnahmen ernst nehmen. In der Altersgruppe 18 bis 29 wurden insgesamt die höchsten Werte erzielt. An der Spitze lagen hier Depressionen (81 Prozent) vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen (66 Prozent) und Adipositas (58 Prozent). Bei Älteren über 65 Jahren stehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (63 Prozent) und Krebs (61 Prozent) an der Spitze. Bei Frauen wurden insgesamt höhere Werte für die notwendige Stärkung von Präventionsmaßnahmen als bei Männern erzielt. Ganz oben stehen bei Frauen Adipositas, Rückenschmerzen und Depression. Den signifikant höchsten Wert für Präventionsmaßnahmen gab es bei Student:innen mit 93 Prozent gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Anhaltender Streit um den Konnektor Austausch
Viele Unklarheiten: Wer zahlt wie viel und was ist wirklich nötig?
Der geplante TI-Konnektortausch mitsamt Finanzierung von rund 400 Millionen Euro beschäftigt Kassen, Ärzteschaft und Industrie bereits seit einigen Wochen. Hintergrund des Austauschs sind Sicherheitszertifikate in den Geräten, die ab September sukzessive ablaufen.
Insgesamt müssen rund 130.000 Konnektoren in den Arztpraxen ausgewechselt werden – und zwar dann, wenn die Laufzeit des Sicherheitszertifikats sechs Monate oder weniger beträgt. So steht bei einigen Konnektoren der Tausch zeitnah an, andere können noch ein bis mehrere Jahre weiter genutzt werden. Nachdem Kassen und KBV sich nicht über die Finanzierung einigen konnten, hat das Bundesschiedsamt einen Betrag von 2.300 Euro pro Austausch festgelegt. Diese Summe ermöglicht jedoch keine vollständige Finanzierung der entstehenden Kosten.
So berichten die niedergelassenen Ärzt:innen für Magen-Darm-Erkrankungen: »Wir haben die Sicherheitslücken der fehlerbehafteten Telematik-Infrastruktur nicht zu verantworten, werden aber anteilig zur Kasse gebeten. Wir können uns kaum wehren, denn die Teilnahme ist Pflicht.« Daher fordert KBV-Vorstand Thomas Kriedel von der Industrie eine Preisabsenkung. Der Hersteller Compugroup Medical (CGM), dessen Konnektoren schon bald vom Austausch betroffen sind, hat bereits reagiert. CGM senkt den Preis von rund 2.700 auf 2.300 Euro, damit die Ärzt:innen nur so viel bezahlen müssen, wie sie danach auch erstattet bekommen.
Ferner fordert die KBV von der gematik, vorliegende Alternativen für den Austausch zu prüfen. Der Tagesspiegel berichtet, dass das Bundesamt für Sicherzeit in der Informationstechnik (BSI) eine Nutzung der RSA Schlüssel bis Ende 2025 für vertretbar hält. Wenn die TI 2.0 bis dahin umgesetzt wäre und die Hersteller ihre Software aktualisieren könnten, wäre der Konnektortausch gegebenenfalls unnötig. Auch die Möglichkeit des Austausches der gSMC-K-Karten in den KoCoBoxen der Konnektoren, getestet durch das IT-Fachmagazin c`t zu deutlich niedrigeren Kosten, sollte überprüft werden. Nachhaltiges Denken, Einsparungen von Geld und Ressourcen sowie weniger zusätzliche Arbeit für Praxen wären ein Gewinn für alle!
Erschwerter Zugang zur ärztlichen Versorgung?
Bundesregierung will Neupatient:innenregelung wieder abschaffen
Der Entwurf des Gesetzes zur finanziellen Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Finanzstabilisierungsgesetz – GKV-FinStG) sieht eine Streichung der vor drei Jahren eingeführten Begünstigung von Neupatient:innen vor. Laut Bundesregierung hat die Regelung keine Vorteile in der medizinischen Versorgung gebracht.
Zu einem anderen Ergebnis kommt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Nach deren Auswertung der ärztlichen Abrechnungsdaten des Jahres 2021 haben die mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) eingeführten Maßnahmen zur Förderung von Arztterminen für Neupatient:innen die gewünschte Wirkung gezeigt. »Wir können die geplante Streichung und die Begründung nicht nachvollziehen. Die Vertragsärzt:innen haben maßvoll, aber bestimmungsgemäß von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ohne Mengenbegrenzung abzurechnen«, sagt Dr. Dominik von Stillfried, Vorstandsvorsitzender des Zi.
Laut der Zi-Auswertung wurden im vierten Quartal 2021 beispielweise mehr Neupatient:innen behandelt als im gleichen Zeitraum 2019, obwohl weniger ärztliche Behandlungskapazitäten zur Verfügung standen. Neue Patient:innen erhielten zudem mehr zusätzliche Leistungen als Bestandspatient:innen. »Diese Effekte waren beabsichtigt, als mit dem TSVG im Jahr 2019 die allgemein geltenden Leistungsbegrenzungen für die ärztliche Behandlung von Neupatient:innen abgeschafft wurden«, erklärt von Stillfried.
Falls der Entwurf zum GKV-FinStG verabschiedet wird, erwartet das Zi für Erkrankte einen erschwerten Zugang zur medizinischen Versorgung und große finanzielle Lücken für die Leistungserbringer. Laut Institut sollte in den kommenden Jahren die Behandlung von Neupatient:innen eher gefördert werden, damit diese trotz des fortschreitenden Fachkräftemangels schnell versorgt werden können und nicht die Notfallambulanzen in den Krankenhäusern aufsuchen müssen. Neupatient:innen sind gesetzlich Versicherte, die mindestens zwei Jahre lang nicht in Behandlung in der Praxis waren. Der Anteil neuer Patient:innen stieg insgesamt um 7,5 Prozent, am stärksten in den unterdurchschnittlich versorgten Regionen Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen.
Gesundheitliche Belastungen in der Pandemie
Kinder aus einkommensschwachen Haushalten besonders betroffen
42 Prozent der ärztlichen Praxen in Deutschland bilden ihre Auszubildenden selbst aus. Jedoch fehlt es an qualifizierten Bewerbungen. Das ist das Ergebnis einer Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi).
Wen die Pandemie am meisten traf, hat das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) analysiert. Laut der Krankenkasse sind vor allem Kinder von Alleinerziehenden und Müttern mit niedrigem Einkommen stark belastet.
Für die Analyse befragte das Institut 3.000 Mütter von drei- bis zwölfjährigen Kindern.
Die Mehrheit der befragten Mütter ist der Meinung, dass ihre Kinder gesundheitlich relativ gut durch die Pandemie gekommen sind. Während nur 16 Prozent Verschlechterungen der körperlichen Gesundheit des Nachwuchses bemerkt haben, berichtet aber mehr als jede dritte Mutter, dass die seelische Gesundheit der Kinder gelitten habe. Außerdem zeigte die Befragung deutlich, dass es vor allem Kinder aus einkommensschwachen Haushalten waren, die unter Sorgen und einem schlechteren Gesundheitszustand litten.
Während der Corona-Pandemie haben vor allem Alleinerziehende und Mütter ohne höhere Schulbildung und mit geringem Haushaltseinkommen eine Verschlechterung der seelischen Gesundheit ihrer Kinder bemerkt. Das sagen deutlich mehr Geringverdienerinnen (51,0 Prozent) und Alleinerziehende (44,1 Prozent) als der Durchschnitt mit 34,9 Prozent. „Wie ein roter Faden zieht sich durch fast alle Ergebnisse unserer Untersuchung, dass Kinder aus sozial schwächer gestellten Familien deutlich stärker durch die Pandemie belastet waren“, sagt Klaus Zok, Studienleiter im Forschungsbereich Gesundheitspolitik und Systemanalysen des WIdO.
Daneben zeigen die Ergebnisse, dass die Mütter vor allem den psychischen Gesundheitszustand schlechter bewerteten als den körperlichen. 59,4 Prozent schätzten den seelischen Zustand ihrer Kinder als gut oder sehr gut ein. Auch hier fällt die Bewertung der Mütter mit einfacher Bildung (50,2 Prozent) oder geringem Haushaltseinkommen (40,7 Prozent) sowie von Alleinerziehenden (45,9 Prozent) deutlich schlechter aus. Mehr als jede zweite Mutter benennt Auffälligkeiten, die mit den pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen in Verbindung stehen könnten. Reizbarkeit und Aggressivität stehen dabei mit Abstand an erster Stelle. Rund ein Viertel der Befragten gibt Antriebsmangel, Ängstlichkeit, gedrückte Stimmung sowie starke Unruhe an. Generell findet jede fünfte Mutter, dass ihr Nachwuchs seit dem Beginn der Pandemie reizbarer und aggressiver geworden ist.
Bemerkt

»Für eine unabhängige Patientenberatung muss der Gesetzgeber die Unabhängigkeit von finanziellen wie von politischen Interessen und Einzelinteressen im Gesundheitswesen sicherstellen. Patient:innen müssen die UPD kennen, ihr vertrauen und ihre Angebote niedrigschwellig in Anspruch nehmen können.«
Michaela Schröder, Geschäftsbereichsleiterin Verbraucherpolitik beim Verbraucherzentrale Bundesverband im Gespräch mit ›Tagesspiegel Background Gesundheit & E-Health‹
Weiterlesen
Wir wollen im EinBlick neben einem Überblick zu Themen der Gesundheitsnetzwerker auch einen Blick auf Debatten und Dokumente werfen.
Warum wollten sich Krankenhausangestellte nicht gegen Covid-19 impfen lassen?
Mit dieser Frage hat sich ein Forschungsteam aus Ökonom:innen, Verhaltens- und Gesundheitswissenschaftler:innen aus Konstanz und der Schweiz beschäftigt. Anhand von Umfragedaten aus zwei großen Schweizer Krankenhäusern identifizieren die Wissenschaftler:innen Einflussgrößen, die über die bereits bekannten sozio-demographischen Faktoren wie Geschlecht und Alter hinausgehen. Die Studie zeigt, dass das Krankenhauspersonal, das eine COVID-19-Impfung ablehnte oder mit der Impfung zögerte, erstens ein höheres Maß an Ungeduld im Vergleich zu den Kolleg:innen mit sofortiger Impfbereitschaft aufwies. Zweitens schätzten sie die Impfbereitschaft ihres Umfelds niedriger ein. Da medizinisches Personal in Gesundheitsfragen häufig eine Vorbildfunktion für die Bevölkerung hat, ergeben sich aus den Beobachtungen Handlungsempfehlungen für zukünftige Gesundheitskampagnen. »Unsere Empfehlung ist, dass die Botschaften solcher Kampagnen in Zukunft auch ›unsichtbare‹ Faktoren – wie wahrgenommene soziale Normen und Verhaltenspräferenzen – mitberücksichtigen und entsprechend angepasst werden sollten«, sagt Dr. Baiba Renerte, Erstautorin der Studie.
Hier kommen Sie zur direkt zur Studie https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0268775
Empfehlung
Fachbuch ›Risiko- und Sicherheitskultur im Gesundheitswesen‹
Risikobewusstsein und gelebte Sicherheitskultur sind Leitmotive für alle, die innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette der Gesundheitswirtschaft agieren. Das ist die zentrale These im aktuellen Fachbuch des Aktionsbündnisses Patientensicherheit. Das Fachbuch lässt Expert:innen aus allen Bereichen der Gesundheitsversorgung und der Gesundheitswirtschaft zu Wort kommen, die wesentliche Handlungsfelder zur Entwicklung von Sicherheitskultur beleuchten. Die Autor:innen beschreiben die Konzepte, Methoden und Ansatzpunkte, mit denen in ihren Institutionen, Unternehmen oder Branchen die Entwicklung von Risikobewusstsein und Sicherheitskultur vorangebracht wird. »Sicherheitskultur ist zentral für eine gute Patientenversorgung«, sagt Dr. Ruth Hecker, Vorstandsvorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit. »Wenn wir mehr Sicherheitskultur fördern und fordern, wird das, was bei unseren Patientinnen und Patienten ankommt, besser sein.«
Weitere Informationen finden Sie hier https://www.aps-ev.de/fachbuch-risiko-und-sicherheitskultur/
Zuletzt:
Mehr Medikamente für Männer
Männer bekommen im Durchschnitt mehr Arzneimittel verschrieben als Frauen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK). So erhielt im Jahr 2021 ein erwerbstätiger Mann durchschnittlich 264 Tagesdosen, eine erwerbstätige Frau 256 Tagesdosen. 48 Prozent der Tagesdosen, die Ärzt:innen den Männern verschreiben, sind dabei Herz-Kreislauf-Medikamente, die vorrangig Medikamente mit blutdrucksenkender Wirkung umfassen. Bei Frauen sind es hingegen 26 Prozent der Tagesdosen aus diesem Bereich. An zweiter Stelle stehen bei Frauen Hormonpräparate, wie beispielsweise die Antibabypille, mit 15 Prozent. Die Techniker Krankenkasse betont dabei vor allem den Zuwachs der Verschreibung von Herz-Kreislauf-Medikamenten insgesamt in den vergangenen Jahren. Gründe dafür könnten laut Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK, der demografische Wandel und ein erhöhtes Bewusstsein für Bluthochdruck sein: »Bei Herz-Kreislauf-Beschwerden spielt aber auch die Lebensweise eine wichtige Rolle - Faktoren wie mangelnde Bewegung, Stress und ungesunde Ernährung erhöhen das Risiko für eine entsprechende Erkrankung.«
Ein weiteres Ergebnis der Auswertung: Auch wenn Männer mehr Medikamente verordnet bekommen, suchen sie dennoch seltener eine Arztpraxis auf. Im vergangenen Jahr hatten männliche Erwerbstätige im Schnitt 2,5 ärztliche Kontakte mit einer Verordnung über Arzneimittel, weibliche hingegen 3,4.