Interview:
Neustart – Digitalisierungsstrategie soll Transformationsstau auflösen
EinBlick sprach mit Sebastian Zilch über die Digitalisierungsstrateige ›Gemeinsam Digital‹ des Bundesgesundheitsministeriums

Sebastian Zilch
leitet seit Juni 2022 die Unterabteilung für ›Gematik, Telematikinfrastruktur (TI) und E-Health‹ im Bundesministerium für Gesundheit – im Bereich der Abteilung 5 ›Digitales und Innovation‹.
Zilch hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Heidelberg und Public Policy an der Hertie School of Governance in Berlin studiert. Vor seiner Karriere im Gesundheitsministerium arbeitete er als Geschäftsführer für den Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e.V. Davor war er beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales für Themen der Internationalen Arbeitsorganisation zuständig.
Herr Zilch, die Digitalisierungsstrategie Gesundheitswesen und Pflege, die federführend durch Ihr Ministerium auf den Weg gebracht wurde, ist in die Praxis überführt worden. Was ist Ihr Gesamtresümee?
Wir sind seit Spätsommer letzten Jahres intensiv dabei, diese Digitalisierungsstrategie auf den Weg zu bringen und es freut uns sehr, dass wir jetzt Anfang März auch ein solches Produkt veröffentlichen konnten. Was mich wirklich beeindruckt hat durch den gesamten Prozess hinweg, war die Leidenschaft all derjenigen, die sich in den Prozess eingebracht haben. Es waren rund 500 Teilnehmende, die sich in den verschiedensten Formaten, die wir angeboten hatten, eingeklinkt und gesagt haben: Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, dass sich unser Gesundheitssystem so ausrichtet, dass es Digitalisierung bestmöglich ermöglicht.
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens brachte bislang viel Frust mit sich. Wird die Strategie das ändern?
Die Strategie ist ein Signal des Neustarts. Wir zeigen damit einen Weg nach vorne auf, der eine Orientierung schafft und eine Veränderung im System herbeiführen wird. Wenn wir uns anschauen, welche Gesundheitssysteme erfolgreich beim Thema Digitalisierung sind, werden wir immer feststellen, dass das Systeme sind, die eine Strategie nutzen und wissen, wo die Reise hingehen soll. Die Frustration bezüglich der Telematikinfrastruktur und einzelner Anwendungen ist ja nicht zuletzt ein Ergebnis dessen, dass für viele Menschen unklar war, wofür wir das eigentlich implementieren und anwenden. Das war lange eine technikfokussierte Debatte, bei der lediglich einzelne Elemente in den Versorgungsprozess hineingebracht wurden. Wir haben aber nie das Gesamtbild aufgezeigt und damit auch klar gemacht, dass wir miteinander wirken können oder besser müssen, um einen echten Mehrwert zu schaffen. Und ich glaube, das ist jetzt ein wichtiger Schritt nach vorne.
Mit welchem Part der Strategie können die Menschen im Gesundheitswesen begeistert werden?
Es gibt sicherlich ein Kapitel, das den größten Raum einnimmt. Und dieses Kapitel clustert im Prinzip die verschiedenen Erkenntnisstränge, ich nenne das mal Säulen, auf der diese Strategie fußt. Einmal benötigen wir für eine erfolgreiche Digitalisierung auch wirklich digital gedachte Prozesse im Gesundheitswesen. Dazu brauchen wir Daten, mit denen wir arbeiten können. Und wir brauchen die richtige Technologie. Das ist so ein bisschen die Säule, auf der wir stehen. Und darin haben wir jeweils formuliert, was unsere Ziele sind. Das sind zum einen strategische Leitlinien, also: Wie wollen wir das erreichen? Quasi die Parameter, die uns dabei leiten. Und dann gibt es auf der anderen Seite die Maßnahmen. Das sind einmal Maßnahmen, die kurzfristig umgesetzt werden können, was entweder daran liegt, dass sie schnell umsetzbar sind oder eben, weil sie schon hinreichend konkret sind, um sie umzusetzen. Und dann gibt es mittel- und langfristige Maßnahmen, die erst etwas später wirksam werden können, weil sie entweder eine gewisse Vorarbeit brauchen oder weil sie vielleicht auch noch gar nicht hinreichend ausdiskutiert sind. Ich möchte damit sagen, wir sind natürlich mit der Veröffentlichung der Strategie noch nicht am Ende.
Die Strategie ist überschrieben mit dem schönen Titel: ›Gemeinsam digital‹. Wann, glauben Sie, spüren wir diese Leidenschaft, gemeinsam Dinge zu verändern?
Heute. Weil wir schon heute solche Beispiele sehen, bei denen wirklich aktiv diese digitalen Möglichkeiten mit Leidenschaft genutzt werden. Ich war beispielsweise vor ein paar Wochen in einer Praxis bei einer Ärztin, die Ende 50 ist und schon sehr lange in ihrem Beruf arbeitet. Sie sagt von sich selbst, dass Technik ihr in ihrem Arbeitsumfeld nicht so liegen würde. Sie ist aber dennoch eine leidenschaftliche Nutzerin der digitalen Möglichkeiten. Deshalb sitzt sie nun in ihrer Praxis und beschäftigt sich damit. Sie nutzt Telemedizin und hat Patient:innen, die extra zu ihr kommen, um die elektronische Patientenakte zu befüllen. Sie legt als Ärztin Notfalldaten an, nutzt digitale Tools und macht das mit einer Leidenschaft, das war wirklich beeindruckend. Ich glaube, dass wir diese Realität und diesen Durst nach Digitalisierung mehr und mehr spüren, der inzwischen auch auf gewisse Funktionsebenen überschwappt. Das mag vielleicht noch ein bisschen dauern, aber ich sage mal, es gibt diese Menschen, die Digitalisierung leidenschaftlich nutzen und damit etwas verändern.
Sie kommen von einem Verband und sind jetzt in dieses politische Haifischbecken geworfen worden. Macht es Ihnen weiter Spaß und haben Sie jetzt nach der Entwicklung der Digitalisierungsstrategie etwas mehr freie Zeit?
Es macht weiterhin extrem viel Freude, insbesondere auch durch die vielen positiven Rückmeldungen über die Strategie. Denn wir haben da mit dem ganzen Team viel Arbeit reingesteckt, das ist schon wirklich toll. Es ist natürlich ein bisschen schade, dass wir uns jetzt nicht zurücklehnen können und sagen: Ach, jetzt feiern wir das erstmal. Denn wir sind mitten im Gesetzgebungsverfahren und wollen ja auch liefern. Wir wollen nicht nur Visionen aufzeigen, sondern auch zeigen, dass wir konkrete Angebote machen können, die sich gesetzgeberisch abbilden. Und da sind wir, wie ich schon sagte, jetzt mitten dabei.
Hier können Sie das komplette Gespräch mit Sebastian Zilch als Podcast-Folge EinBlick – nachgefragt anhören https://soundcloud.com/einblick-berlin-chemie/einblick-nachgefragt-20230329
Kurzstrecke
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz
Aktuelle Studie der TK zeigt Handlungsbedarf
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz nimmt einen immer stärkeren Stellenwert in der Unternehmenswelt ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse (TK), die vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) durchgeführt wurde. Innerhalb der Studie wurden 1.098 Geschäftsführer:innen und Personaler:innen nach dem Arbeiten der Zukunft befragt. Dabei gaben 38,5 Prozent der Befragten an, dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz wie Burnout, Überforderung und Depressionen bereits jetzt eine große Bedeutung in ihren Unternehmen einnehmen. Rund 70 Prozent der Befragten sehen in den kommenden Jahren eine wachsende Bedeutung psychischer (Über-)Belastungen im Arbeitsprozess.
»Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz haben die körperlichen Belastungen in ihrer Dringlichkeit in vielen Branchen überholt. Das ist eine große Herausforderung, der sich die Arbeitgeber stellen müssen«, sagt Karen Walkenhorst, Personalvorständin der Techniker Krankenkasse. Diesen Trend bestätigen auch die Auswertungen zu den Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen. Bereits seit Jahren gehören psychische Erkrankungen zu den drei Hauptgründen für eine Krankschreibung. Im letzten Jahr betrug der Anteil am Gesamtkrankenstand der TK rund 17,5 Prozent.
Arzneimittelentwicklung mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz
Plattformen für Modellierung und Biosimulation
Da für die Entwicklung von Arzneimitteln große Datenmengen benötigt werden, diese aber für bestimmte Gruppen oft nicht verfügbar sind, könnte Künstliche Intelligenz dabei helfen, derartige Lücken zu schließen. Insbesondere bei Kindern und Schwangeren ist die Datensammlung schwer. Das Unternehmen Certara hält Biosimulation und Datenanalysen bereit, damit neue Arzneien schneller entwickelt werden können.
Eine ihrer Plattformen soll unstrukturierte Daten finden, strukturieren und verarbeiten.
Dadurch können die Eigenschaften von Wirkstoffkandidaten besser berechnet und optimiert werden. Insbesondere in der Pädiatrie ist das besonders wertvoll, weil aufgrund fehlender Studien viele Arzneimittel nur ›off-label‹ eingesetzt werden könnten. Eine andere Plattform erstellt virtuelle Populationen per Simulation, so dass sogar Alter oder Faktoren wie Schwangerschaft bzw. bestimmte Erkrankungen berücksichtigt werden können, für die sonst keine klinischen Studien möglich wären.
Adieu zu fossilen Brennstoffen
Mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit
Die Landesärztekammer Baden-Württemberg setzt sich für die sofortige Beendigung des Abbaus fossiler Energien ein. Die Kammer hat sich einem internationalen Aufruf angeschlossen, der sie per Vertrag dazu verpflichtet, für die Nichtverbreitung dieser Energie zu sorgen. Umweltschutz, Nachhaltigkeit und der Schutz der Bevölkerung sind in der Strategie der Kammer wichtige Themenfelder.
Zahlreiche Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation WHO, das Europäische Parlament, der Deutsche Pflegerat, die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V., mehr als 100 Nobelpreisträger:innen und weitere Akteure wie der Weltärztebund und die Bundesärztekammer beteiligen sich an dem Aufruf. Weltweit sind ausreichend erneuerbare Energievarianten vorhanden, die nur koordiniert genutzt werden müssen, erklären die Verantwortlichen des Aufrufs.
Leichter Anstieg der Tuberkulose Fallzahlen in Deutschland
RKI sieht keinen Grund zur Sorge
In Deutschland stiegen die Fallzahlen von Tuberkulose im vergangenen Jahr leicht an. Das teilte das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem epidemiologischen Bericht anlässlich des Welttuberkulosetags am 24. März mit. Während das RKI 2021 insgesamt 3.938 Fälle verzeichnete, waren es 2022 insgesamt 4.076 Fälle. Das entspricht einer Inzidenz von 4,9 pro 100.000 Einwohner:innen.
Die Entwicklung im Jahr 2022 dürfte vor allem mit den Folgen des Kriegsgeschehens in der Ukraine in Zusammenhang stehen, heißt es laut Institut. In dem Jahr kam es erwartbar zu einer Erhöhung der Tuberkulosefälle in der Gruppe der in der Ukraine Geborenen. Sie haben aufgrund der höheren Inzidenz von Tuberkulose in ihrem Heimatland (etwa 70/100.000 Einwohner:innen) ein höheres Infektions- und Erkrankungsrisiko.
Trotzdem gehört Deutschland bei der Tuberkulose weiterhin zu den Niedriginzidenzländern, für die das Ziel der Weltgesundheitsorganisation gilt, die Zahl der Neuerkrankungen bis zum Jahr 2035 auf weniger als 1 pro 100.000 Einwohner:innen zu senken. In den vergangenen Jahren hat das Robert Koch-Institut für Deutschland einen kontinuierlichen Rückgang der Tuberkulose-Fallzahlen registriert.
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Interview
Physician Assistants im Soziotop ›Praxis‹
EinBlick sprach mit Dr. Volker Schrage von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) über die Perspektiven von medizinischen Assistenzberufen wie dem PA

Dr. Volker Schrage
Facharzt für Allgemeinmedizin, ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). In sein Ressort bei der KVWL fällt der Physician Assistant (PA), ein Gesundheitsberuf, der bestimmte ärztliche Tätigkeiten ausführen darf.
Dr. Schrage fungierte unter anderem auch als ärztlicher Leiter im ›Gesundheitsnetz Gemeinsam Westmünsterland‹ und als Sektionsvorstand ›Ärztliches Management in der Akademie für medizinische Fortbildung‹. Seit 1988 führt er außerdem eine Praxis in der Gemeinde Legden.
Dr. Schrage, wie sehen Sie die Position der KVWL in Bezug auf Physician Assistants?
Das ist für mich ein wichtiges Thema, insbesondere in Bezug auf die Entwicklung der ärztlichen Situation. Die Überalterung ist eindeutig und läuft auf eine Versorgungsproblematik hinaus. Bei uns in Westfalen-Lippe herrscht diese noch nicht, aber auch wir haben eine Bevölkerung, die älter und versorgungsbedürftiger wird. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel!
Was tut die KVWL konkret im Bereich Delegation und Substitution?
Wir machen eine ganze Menge: Es gibt eine eindeutige Positionierung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: Im Papier KBV 2025 steht, dass die Behandlungsleistung zuletzt immer der ärztlichen Hand unterstehen muss – auch wenn Leistungen delegiert werden. Ich bin seit 30 Jahren als Hausarzt tätig und arbeite gern intensiv mit Pflegekräften, Therapeut:innen und weiteren Fachleuten zusammen. Politisch führen wir Gespräche, um die Delegation ärztlicher Leistung und die Kooperation mit der Pflege zu koordinieren. Aber die Delegation steht über der Substitution, hier müssen Strukturen verändert werden.
Gemeinsam mit einer Hochschule haben Sie einen berufsbegleitenden Lehrgang für Physician Assistants gestartet, welche Erfahrungen gibt es?
Unser Physician Assistant Projekt ist ein Abkommen mit dem EUFH-Standort in Rheine, die uns frisch ausgebildete Physician Assistants zur Verfügung stellen. Diese sollen vor allem in hausärztlichen Praxen eingesetzt werden. Das Projekt beginnt am 1. April, bis zum 1. Juli sind Nachmeldungen möglich. In der Zwischenzeit gehen unsere betriebswirtschaftlichen Berater:innen in die Praxen und gucken, was vor Ort gebraucht wird, wo PAs eingesetzt werden können und was sie überhaupt tun dürfen. Wichtig ist dabei auch, wie die PAs im Ökosystem – also mit MFA und anderen Berufen – zurechtkommen. Das Projekt hat eine Laufzeit von zwei Jahren und wird vom Zentralinstitut der kassenärztlichen Vereinigung evaluiert. Erstaunlich fand ich, dass einige Praxen mitmachen wollten, bei denen es bereits eine:n PA gib.
Wie viele Praxen und Physician Assistants sind dabei?
Geplant sind zehn Praxen, Bewerbungen haben wir von mehr als zwanzig. Unser Fokus soll auf hausärztlichen Praxen in versorgungsschwachen Bereichen liegen. Nun müssen wir ausreichend PAs zusammenbekommen. Oft wandern diese in die Krankenhäuser ab, deshalb müssen wir ihnen die Praxisarbeit positiv darstellen. Wir werden alle Projektpartner regelmäßig besuchen und an Konsultationsrunden teilnehmen. Eine Gruppe wollte nicht mitmachen, allerdings sendet diese ihre sieben neu rekrutierten MFAs zu einer PA-Fachhochschule in Brandenburg. Das werden wir genau beobachten, vor allem in den Praxen – denn davon profitieren wir auch informativ.
Wie schnell kann durch derartige Weiterbildungsmaßnahmen die Unterversorgung behoben werden, vor allem bei den Hausärzt:innen im ländlichen Raum?
Die Unterversorgung bei Hausärzt:innen besteht ja nicht nur im ländlichen, sondern auch im städtischen Raum. Aktuell gibt es 1000 bis 1500 ausgebildete PAs in Deutschland, an bislang sieben Hochschulen. Bald sollen es zwanzig Schulen sein, doch der Umbruch wird noch ein bisschen dauern. Aber immerhin, der Trend ist da. Die PAs sollen keine Mediziner:innen ersetzen, sondern dabei helfen, die bisherigen Versorgungsstrukturen aufrechtzuerhalten. Daneben brauchen wir mehr Medizinstudienplätze und Ärzt:innen, die bereit sind, in Praxen zu arbeiten. Wenn dort strukturierte Abläufe vorhanden sind, ist der Arbeitsplatz attraktiver. Daher entwickeln wir ein Beratungskonzept für Praxen, wie sie Ablaufstruktur, Einrichtung etc. anders und effizienter gestalten können. Wir hoffen, dass die jungen Kolleg:innen, die den anstrengenden Krankenhaussektor verlassen, vielleicht in gut strukturierten Praxen arbeiten möchten. Wie lange der Umschwung dauert, kann ich nicht sagen, aber es läuft schneller mit Assistenzberufen, als wenn wir nur Ärzt:innen rekrutieren würden.
Geht dies Hand in Hand mit der Digitalisierung, beispielsweise mit Videosprechstunden, Telemedizin und anderen Angeboten?
Ja, diese bieten einen idealen Einsatz für PAs. Die tradierten Strukturen erlauben es vielen Ärzt:innen nicht, Videosprechstunde anzubieten. Wenn man einen digital affinen PA hat, der Konsultationen bei in der Praxis bekannten Patient:innen durchführt, sehe ich das als gute Lösung. Ärzt:innen können ja hinzugezogen werden, falls es spezielle Probleme gibt. Das ist vernünftig eingesetzte Digitalisierung! Bisher gab es in den Praxen nur neue digitale Maschinen – ohne Schnittstellen, und die Abläufe waren schwierig. Für diesen Bereich brauchen wir Digital-Manager:innen, beispielsweise MFAs, die eine spezielle Ausbildung erhalten – oder PAs.
Wie könnte die Ausbildung von PAs finanziert werden und wie hoch sollten diese künftig honoriert werden?
Das ist aktuell ein wunder Punkt. Die Praxen, die an unserem Projekt teilnehmen, bekommen Geld für die Evaluation, doch für das Gehalt der PAs gibt es nichts. Die teilnehmenden PAs erhalten eine Honorierung, doch so wird es nicht dauerhaft funktionieren. Im Moment finanziert sich der Einsatz eines PA durch eine Zeitersparnis bei Ärzt:innen von 20 bis 30 Prozent. Aber auch das PA-Studium muss bezahlt werden… Letztlich müssen wir die Bezahlung der PAs in den Praxen sicherstellen, ohne dass Kostenträger dafür unsere Honorare senken, denn die Praxis hat die Verantwortung und muss dafür bezahlt werden.
Was wünschen Sie sich von der Politik in Bezug auf die Überführung in die Regelversorgung?
Die Politik muss uns zunächst bei der Finanzierung unterstützen. Laut Bundesmantelvertrag steht in Anlage acht und Anlage 24 die Delegationsleistung: Diese muss überarbeitet werden, mit klaren Regelungen und Rechtssicherheit auch für PAs. Wir machen gern Vorschläge und sind bereit für die Diskussion.
Wo sollte die Gesundheitsversorgung im Jahr 2030 aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe stehen?
Wenn man sich Praxisteams anguckt, sind die MFA eindeutig das Rückgrat: Das, was sie geleistet haben, vor allem in der Pandemie, war phänomenal. Ferner brauchen wir Strukturen mit nichtärztlichen Praxisassistent:innen den VERAHs – den Versorgungsassistent:innen in der Hausarztpraxis – und EVAs – den Entlastenden Versorgungsassistent:innen – sowie Strukturen mit den PAs, auch für Praxisverbünde.
Hier in Westfalen-Lippe gibt es die höchste Anzahl an Praxisnetzen. Diesen Weg der kooperativen Zusammenarbeit, auch mit Pflegeverbänden, müssen wir stärker angehen. Man muss nur aufpassen, dass man nicht Strukturen aufbaut wie mit den Gesundheitskiosken, die irgendwo in die Welt gesetzt werden und nur mit den gesetzten Standards interferieren. Wenn sie gut angepasst sind, kann man darüber diskutieren: Wo benötigen wir Lotsen, wo Gesundheitskioske, wo setze ich PAs ein und wo setze ich die Praxis ein? Und dann müssen wir uns aufeinander zubewegen und miteinander diskutieren. Was wir nicht gebrauchen können, ist ein: Das machen wir jetzt so und basta.
Hier können Sie das komplette Gespräch mit Dr. Volker Schrage als Podcast-Folge EinBlick – nachgefragt anhören https://soundcloud.com/einblick-berlin-chemie/einblick-nachgefragt-20230322
Startup-Telegram
Es gibt vier weitere DiGA im offiziellen Verzeichnis für Digitale Gesundheitsanwendungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
Priovi ist die siebte Anwendung der Gaia AG. Die DiGA richtet sich an Patient:innen über 18 Jahren mit der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung Typ Borderline. Wenn Krankheitssymptome auftreten, werden sie mit Übungen aus der kognitiven Verhaltenstherapie, insbesondere der Schematherapie, behandelt. https://priovi.de/
My7steps App heißt das als DiGA zugelassene Medizinprodukt von Ipso Healthcare. Die webbasierte Intervention, die maximal für einen Zeitraum von 60 Tagen verschrieben wird, dient der Reduzierung psychischer Beschwerden. Als niedrigschwelliges Angebot hilft es Menschen, die psychosoziale Schwierigkeiten und Probleme mit der Bewältigung ihres Alltags haben. https://my7steps.org/de/
Edupression besteht aus einem System mit einer Software zur Psychoedukation und einem Medizinprodukt. Es bietet multimediale Selbsthilfe über Informationen, Übungen und Videos. Ein Avatar begleitet die Erkrankten auf ihrer Reise – zum Vergleich dient eine Patientin, deren Weg zur Genesung beispielhaft aufgeführt wird. https://edupression.com/
HelloBetter ratiopharm chronischer Schmerz ist ein interaktives psychologisches Online-Programm. Es soll die Lebensqualität von Menschen mit chronischen Schmerzen verbessern und Beeinträchtigungen verringern. Neben der Psychoedukation (Lesen, Hören, Sehen) aus dem Bereich der kognitiven Verhaltenstherapie gibt es praktische Übungen, die in den Alltag übertragen werden können. https://ratiopharm.hellobetter.de/
Meldungen
Keine Entspannung in Krankenhäusern
Studie geht von Patientenstau bis zum Jahr 2027 aus
Der aufgrund der Covid-19-Pandemie entstandene Patientenstau in Krankenhäusern ist nur schwer abzubauen und wird noch Jahre andauern: Das erwarten medizinische Fachkräfte aus ganz Europa.
An einer von Sony Healthcare Europe in Auftrag gegebenen Umfrage nahmen Ende des Jahres 2022 300 onkologisch und 300 chirurgisch tätige Ärzt:innen aus verschiedenen europäischen Ländern teil. Sie gehen von einem Rückstau an Krankenhauspatient:innen bis zum Ende des Jahrzehnts aus. Befragt wurden je 50 Mediziner:innen aus Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Polen. In der vorangegangenen Befragung im Jahr 2021 rechneten noch elf Prozent weniger mit einem massiven Rückstau.
Den Arbeitsdruck empfinden die meisten Befragten als hoch, jede:r dritte hat bereits einen Burnout erlebt, ein Viertel leidet an psychischen Problemen. Trotzdem sehen sie die Zukunft eher positiv (29 Prozent), Stress erwarten 27 Prozent und besorgt sind 21 Prozent. Die technische Ausstattung in Krankenhäusern spielt eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen. Die Befragten wünschen sich vermehrte Unterstützung durch die Technologiepartner im Gesundheitswesen.
Ferner deuten Untersuchungen in der Onkologie laut ›The Lancet Oncology Commission‹ darauf hin, dass europaweit mehr als eine Million Krebsfälle aufgrund der Pandemie übersehen wurden. Auch deshalb stehen die Gesundheitssysteme durch aufgeschobene elektive Operationen und die Behandlungen von Krebspatient:innen zusätzlich unter Druck.
Hilfe für Pflegebedürftige
Neues Radarsystem erkennt Gesten und Position
Das Projekt Omniconnect wurde erfolgreich abgeschlossen. Es dient der Erkennung von Gefahrensituationen bei alleinstehenden älteren Menschen und der Unterstützung bei der Suche nach verlorenen Gegenständen.
Am Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM entwickelten Wissenschaftler:innen zusammen mit Projektpartner:innen aus Berlin und Oldenburg zwei Jahre lang eine neuartige Hilfe für Pflegebedürftige bei Wahrung ihrer Privatsphäre. Ein miniaturisiertes Radarsystem nimmt Bewegungsprofile auf und wertet diese aus. Es kann Personen und Gegenstände in einem Raum lokalisieren und erkennt dabei die Bewegungsmuster – so kann es bestimmte Varianten als Notfall- oder Assistenzsituation ausweisen. Mit Hilfe von Algorithmen können beispielsweise Stürze ermittelt werden. Anhand der Position kann zudem evaluiert werden, ob es der betroffenen Person gut geht oder ob die Pflegeeinrichtung weiterführende Maßnahmen ergreifen muss.
Das in eine LED-Deckenleuchte integrierte System ist für Pflegebedürftige kaum erkennbar, dabei ermöglicht es eine lückenlose 360°-Detektion des Raums durch vier Radarmodule. So kann das System mit einer Winkelauflösung von zwölf Grad mehr als 30 Personen in einem Raum von bis zu 150 Quadratmetern ermitteln. Die Lokalisierung greift auf ein eigens für diesen Zweck entwickeltes passives Transpondersystem zu. Der Demonstrator erreichte in den abschließenden Tests in einem Radius von bis zu zehn Metern eine zuverlässige Detektion von Positionsdaten mit einer Genauigkeit von fünf Zentimetern.
Die Bewegungsdaten werden vor Ort ausgewertet und an eine KI-basierte Erkennung des Informatikforschungsinstituts OFFIS, Universität Oldenburg, übergeben. Über eine App-Oberfläche der Human-Factors-Consult GmbH erfolgt die Bestimmung der Objekte. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF).
Seltene Erkrankungen
Warum Gentherapien Hoffnungsträger sind
Weltweit leiden etwas 350 Millionen Menschen an Seltenen Erkrankungen. Die meisten dieser Krankheiten sind genetisch bedingt und aktuell wenig bis kaum heilbar. Hoffnungen auf bessere Heilungschancen werden in die Bereiche Gen- und Zelltherapien gesetzt, in denen gegenwärtig verstärkt geforscht wird. Ganz vorn dabei ist die Charité Berlin.
Rund 80 Prozent der Seltenen Erkrankungen werden durch Fehler im menschlichen Genom hervorgerufen, doch sind nur wenige Therapiemöglichkeiten bei diesen Erkrankungsbildern vorhanden. Neue Behandlungsmöglichkeiten könnten sich durch Gen- und Zelltherapien ergeben. Dabei werden Nukleinsäuren, die Bestandteil der DNA und RNA sind, in Körperzellen gebracht, um so genetische Defekte gezielt zu behandeln. Verstärkte Aufmerksamkeit erhält dieser Bereich seit einem Jahr durch einen Beschluss zwischen dem Land Berlin, der Bayer AG und der Charité–Universitätsmedizin Berlin. Im April 2022 unterzeichneten die drei Akteure ein Memorandum zur Errichtung eines Translationszentrums für Gen- und Zelltherapie. Das Zentrum soll die Potenziale der Gentherapie ausschöpfen und den Transfer aus der Forschung in die Patientenversorgung beschleunigen. »Zell- und Gentherapien zeigen zusammen mit mRNA-basierten Verfahren weltweit das stärkste Wachstumspotenzial bei der Entwicklung neuer Ansätze zur Therapie und Prävention schwerer Erkrankungen«, erklärt Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité Berlin.
Forschungsbedarf ist dabei mehr als genug vorhanden: So sind rund 8.000 Seltene Erkrankungen bekannt, jährlich werden neue entdeckt. Die Gesamtzahl der Betroffenen ist trotz der Seltenheit der einzelnen Erkrankungen hoch und macht etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung aus. Eine einzelne Seltene Erkrankung betrifft nach einer EU-Definition jedoch nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen. Die geringe Zahl Betroffener und ihre überregionale Verteilung erschwert es Forscher:innen, aussagekräftige Studien durchzuführen und Therapien zu entwickeln. Das Zentrum für Gentherapie soll dem entgegenwirken und wird voraussichtlich am Standort der Pharmazentrale von Bayer am Berliner Nordhafen errichtet werden.
Zi vergibt Auszeichnungen für
Innovative Versorgungsprojekte im ambulanten Bereich
Wie sieht innovative ambulante Versorgung aus? Zehn Projekte zeigen, wie modernes Zusammenarbeiten in diesem Bereich funktionieren kann. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) hat im Rahmen seiner Frühjahrsveranstaltung ›Ausgezeichnete Gesundheit – Exzellente Beispiele ambulanter Versorgung‹ zehn Leuchtturmprojekte vorgestellt. Drei Projekte erhielten eine besondere Auszeichnung.
»Wir zeigen mit den Projekten innovative Entwicklungen in der ärztlichen Versorgung und unterstützen damit die Verbreitung«, sagt Dr. Dominik von Stillfried, Vorstandsvorsitzender des Zi, im Rahmen der Tagung am 15. März. Dabei sind die Konzepte in drei Kategorien eingeordnet: Versorgung akut, Versorgung digital und Versorgung kooperativ. In der Kategorie ›Versorgung akut› gewann ›Das effektive & effiziente Versorgungssystem der KV Berlin›. Dabei verfolgt die Kassenärztliche Vereinigung Berlin seit 2017 das Ziel, die ambulanten Versorgungsstrukturen systemisch weiterzuentwickeln und Patient:innen in diesen Strukturen zu steuern. So arbeitet eine intelligente Leitstelle mit elf KV-Notdienstpraxen und einem Hausbesuchsdienst für immobile Patient:innen eng zusammen. Dabei steht im Fokus, Patient:innen auch während der Sprechstundenzeit der Rettungsstellen in ärztliche Praxen zu vermitteln.
Gewinner der Kategorie ›Versorgung digital› war die ›Telemedizinische Erstberatung für Kinder und Jugendliche‹ der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Nach einer Laufzeit von rund fünf Wochen über Weihnachten und Silvester endete am 31. Januar 2023 planmäßig das kurzfristig eingeführte Angebot der Videosprechstunde im Kindernotdienst, das die KV Nordrhein mit Unterstützung des Gesundheitsministeriums NRW eingerichtet hat. Seit dem 24. Dezember 2022 hatten Ärzt:innen mittwochs, feiertags und am Wochenende das zusätzliche Angebot digitaler Erstberatungen durchgeführt, um die hohe Belastung der Kinderarzt- und Notdienstpraxen über den Jahreswechsel zu entzerren und abzumildern. Insgesamt wurden dabei mehr als 2.300 Videosprechstunden durchgeführt. Fast der Hälfte der anrufenden Eltern konnte bereits im Rahmen der online Beratung abschließend geholfen werden, sodass die jungen Patient:innen im Anschluss keine Notdienstpraxis zur weiteren Behandlung aufsuchen mussten.
Die KV Bremen gewann mit ihrem Projekt ›Innovationsfondsprojekt IP-Wunde holt die Wundbehandlung zurück in die Arztpraxis‹ den ersten Preis in der Kategorie ›Versorgung kooperativ‹. Dabei wurde im Innovationsfondsprojekt IP-Wunde ein flächendeckendes Behandlungsnetzwerk aus ambulanten, spezialisierten Wundpraxen mit qualifiziertem Fachpersonal aufgebaut. Primärversorgende Haus- und Facharztpraxen leiten nach dem Erstkontakt Patient:innen an eine spezialisierte Wundpraxis weiter und können gleichzeitig Teil des Behandlungsnetzwerks bleiben.
EinBlick gratuliert den Gewinnern der ausgezeichneten Projekte https://www.zi.de/service/veranstaltungen/ausgezeichnete-gesundheit
Bemerkt

»Gesundheitspolitische Entscheidungen müssen evidenzbasiert getroffen werden.«
Dr. Michaela Eikermann, neue Vorsitzende des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin
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Wirksame Medikamente gegen virale Erkrankungen werden jetzt und zukünftig dringend benötigt.
Das wurde umso mehr deutlich, als das Aufkommen von Virusmutanten und neu auftretenden Viren die Wirksamkeit von Impfstoffen an ihre Grenzen brachte . Wissenschaftler:innen des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung und der Universität Tübingen arbeiten an einem computerbasierten Verfahren, das die zeitaufwendige Identifizierung und Entwicklung antiviraler Wirkstoffe beschleunigen kann.
Mit einer auf beliebige Viren und Wirtszellen übertragbaren neuartigen Analysetechnik konnten die Wissenschaftler:innen ein Modell erstellen und damit weitere Angriffspunkte in ihrem Projekt rund um SARS-CoV-2 Viren aufspüren. »Die Wirkstoffentwicklung benötigt sehr viel kostbare Zeit, auf die es im Ernstfall dringend ankommt«, erklärt Andreas Dräger, Juniorprofessor an der Universität Tübingen. Um diese Zeitspanne zu minimieren, entwickelte das Team ein integriertes systembiologisches Modell, das eine Infektion simuliert und dabei dann wirtsbasierte Stoffwechselwege, die gehemmt werden können, um die virale Vermehrung zu unterdrücken, zu identifizieren. Aktuell haben sich die Wissenschaftler:innen auf SARS-CoV-2 Viren spezialisiert, wollen das Modell jedoch auch auf andere Viren erweitern.
Den kompletten Research-Bericht können Sie hier nachlesen https://journals.plos.org/ploscompbiol/article?id=10.1371/journal.pcbi.1010903
Empfehlung
Gemeinsam Digital
Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege
Das Bundesministerium für Gesundheit hat gemeinsam mit zahlreichen Akteuren eine Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege erarbeitet. Inhalte der Strategie sind neben einer Vision und Zielen für die Digitalisierungsvorhaben auch regulatorische Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für eine erfolgreiche Strategieumsetzung.
Hier können Sie die Digitalisierungsstrategie des BMG als PDF-Datei herunterladen https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/D/Digitalisierungsstrategie/BMG_Broschuere_Digitalisierungsstrategie_bf.pdf
Zuletzt:
Verhütung in Luxemburg ab sofort kostenfrei
Luxemburg setzt das um, was auch in Deutschland seit langem gefordert wird: Ab dem 1. April sind Verhütungsmittel kostenfrei. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Versicherten sich für Antibabypille, Verhütungsring oder Spirale zur Verhütung entscheiden. Darüber hinaus werden ebenso die Kosten für eine Sterilisation von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Anspruch darauf haben alle Personen unabhängig ihres Alters.
»Mit der 100-prozentigen Erstattung und ohne Altersgrenze ist der universelle Zugang zu Verhütungsmitteln für Frauen und Männer nun Realität«, sagte der Minister für soziale Sicherheit, Claude Haagen. Die Kostenübernahme gelte jedoch nicht für freiverkäufliche Kondome. Jedoch gebe es einige Anlaufstellen, wie Automaten auf Schulhöfen oder Anlaufstellen des Roten Kreuzes, wo Bürger:innen Kondome kostenfrei erhalten können.