Berlin-Chemie Newsletter vom 03. November 2022

Berlin-Chemie Newsletter vom 03. November 2022

Interview:

  • Wie wird eine App zur DiGA?
    EinBlick sprach mit Dr. Victor Stephani von HelloBetter

Kurzstrecke:

  • Zu viele Berufstätige arbeiten, obwohl sie krank sind
    Alarmierende Umfrageergebnisse unter 1200 Teilnehmer:innen

  • Lebenserwartung ist ein Maß für den aktuellen Gesundheitszustand
    Unterschiedliche Entwicklung in Europa während der Corona-Jahre

  • Produktion in der Pharmaindustrie eingeschränkt
    Gründe dafür sind Inflation, Energiekosten und das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz

  • »Bei uns geht Sorgfalt vor Tempo«
    Ständige Impfkommission (Stiko) wurde 1972 ins Leben gerufen

Interview:

  • Plattformen würden ein ganzes Ökosystem abdecken können
    Einblick sprach mit Karsten Knöppler über digitale Vernetzungsplattformen für mehr Innovation und Produktivität für das Gesundheitswesen

Start-up Telegram

Meldungen:

  • Zi warnt vor Unterversorgung
    Streichung der Neupatientenreglung stößt auf Kritik

  • Innovationsfondsprojekt eliPfad 
    Ältere und multimorbide Menschen vor Wiedereinweisungen schützen

  • Umfrage der Stiftung Gesundheit
    Schlechte Arbeitsbedingungen für ambulant tätige Ärzt:innen

  • GKV-Expert:innen
    Krankenkassen müssen digitaler werden, wenn sie überleben wollen


Gesundheitspolitik to-go

100. Ausgabe EinBlick – der Podcast vom Gesundheitsmanagement der BERLIN-CHEMIE

Die wöchentliche Viertelstunde für den gesundheitspolitischen Überblick der Woche

Beim Autofahren, in der S-Bahn, beim Joggen oder zu Hause auf dem Sofa – ›EinBlick – der Podcast‹ von BERLIN-CHEMIE hilft gesundheitspolitisch auf dem Laufenden zu bleiben, wo immer die Hörer:innen das möchten. Seit 2020 präsentiert das kostenlose Angebot des Gesundheitsmanagement der BERLIN-CHEMIE die wichtigsten Nachrichten aus dem Gesundheitswesen immer freitags um 12 Uhr. Kürzlich wurde die 100. Ausgabe veröffentlicht.

»In einer knappen Viertelstunde können so sehr viele Informationen vermittelt und Diskussionen angeregt werden«, so Dr. Susanne Eble, Leiterin Gesundheitsmanagement und Initiatorin des EinBlick-Podcasts. »Vielen gefällt es, Nachrichten in verdichteter und lebendiger Form präsentiert zu bekommen. Der EinBlick zum Hören ist in der Gesundheitsbranche zu einer verlässlichen Informationsquelle geworden. Wir freuen uns, dass wir damit einen akustischen Kompass für die gesundheitspolitischen Debatten etablieren konnten.«

Ihr EinBlick-Redaktionsteam
 


Interview:

Wie wird eine App zur DiGA?

Einblick sprach mit Dr. Victor Stephani von HelloBetter

 

 

 

Dr. Victor Stephani

ist Chief of Staff bei HelloBetter. Davor war er fünf Jahre lang wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Berlin im Bereich Management im Gesundheitswesen. Stephani hat seinen Abschluss an der TU Berlin in Gesundheitstechnik im Rahmen des Masterstudiengangs Wirtschaftsingenieurwesen gemacht.

 

 

 

Herr Stephani, wie schafft es eine App zur Digitalen Gesundheitsanwendung (DiGA)?
Einer der wichtigsten Faktoren beim Aufsetzen des Antrages beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist es, den Antrag nüchtern und ohne ›Marketing-Wörter‹ zu gestalten. Es muss klar kommuniziert werden. Außerdem sollte ausschließlich mit den eigenen Daten argumentiert werden. Dem Antrag sollten auch keine einzelnen Expertenmeinungen für die Evidenz der Anwendung zugrunde liegen, denn das BfArM ist sehr Evidenz getrieben.

Was hat es mit dem DiGA+ Verfahren auf sich?
Das ist ein Konzept, wo es um ›Blended Care‹ geht. Dabei könnten beispielsweise online Interventionen in die Vor-Ort-Therapie integriert werden. Das heißt, dass dabei auch mehr menschliche Begleitanteile bei einer DiGA+ dabei sein können. So soll das jedoch kein DiGA Verfahren sein, wie wir es bisher kennen, sondern wirklich ein separates Verfahren, das explizit für ›Blended Care‹-Ansätze den Zugang schafft und dabei die positiven Dinge, die wir aus dem DiGA Verfahren kennen, wie beispielsweise die kurze Bearbeitungszeit von drei Monaten, integriert. Wichtig ist, dass Hersteller hier auch schneller Planungssicherheit haben und in die Versorgung kommen können.

HelloBetter kümmert sich um die psychische Gesundheit der Menschen. Es drängen immer mehr Apps in diesem Bereich auf den Markt. Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Es gibt auf dem Markt, in dem wir uns gerade bewegen, wenig Konkurrenzdenken. Wir ziehen alle am gleichen Strang und tauschen uns auch sehr nachdrücklich aus. Deswegen möchte ich uns da jetzt gar nicht einzeln und auch nicht so explizit hervorheben. Die Versorgungslücke ist so groß, dass wir alle zusammenarbeiten, um die psychische Versorgung in Deutschland zu verbessern.

Was sind die Pläne von HelloBetter für die nächste Zeit? Wo soll es hingehen?
Wir sind damit beschäftigt, die DiGA-Versorgung in Deutschland weiter voranzutreiben, indem wir mehr Aufklärung betreiben und auf die Versorgungslücke aufmerksam machen. Außerdem stecken wir aktuell viel Zeit und Ressourcen in unsere Informationskampagnen für Ärzt:innen. Parallel dazu gucken wir uns natürlich auch an, wie wir HelloBetter weiter internationalisieren können. Es gibt einige Länder, wo wir uns gerade im Market Access, also dem Marktzugang in ausländischen Märkten, befinden, und wir hoffen, dass das relativ zeitnah auch öffentlich bekanntgemacht werden kann.


Kurzstrecke

 

Zu viele Berufstätige arbeiten, obwohl sie krank sind

Alarmierende Umfrageergebnisse unter 1200 Teilnehmer:innen

Drei Viertel der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland gehen krank zur Arbeit. Das ist das erschreckende Ergebnis einer Umfrage der Pronova-Betriebskrankenkasse. Nur 28 Prozent der Befragten bleiben bei Krankheiten wie Rückenschmerzen oder Infekten konsequent zu Hause. Jede:r Fünfte kommt mit ansteckenden Infekten an den Arbeitsplatz. Sogar mit positivem Corona-Test und bei mildem Verlauf sind es knapp zehn Prozent der Befragten, die am Arbeitsplatz erscheinen. Rund 17 Prozent der an Covid Erkrankten arbeiten via Homeoffice.

Mediziner:innen warnen davor, krank zu arbeiten. Ruhe sei wichtig, damit Viruserkrankungen keine Organe angreifen. Auch können sich Symptome, die durch Medikamente unterdrückt werden, verschlimmern. Eine unzumutbare Gefahr sei zudem die mögliche Ansteckung von Kolleg:innen, sagt Pronova-Beratungsarzt Gerd Herold.

 

Lebenserwartung ist ein Maß für den aktuellen Gesundheitszustand

Unterschiedliche Entwicklung in Europa während der Corona-Jahre

Länder wie Dänemark und Norwegen kamen besser durch die ersten Corona-Jahre als die osteuropäischen Länder. Auch Deutschland nimmt keinen Spitzenplatz ein. Eine Analyse des Rostocker Max-Planck-Instituts für demografische Forschung sieht schnelle und umfassende Impfprogramme und ein von vornherein gut aufgestelltes Gesundheitssystem als wichtige Faktoren an. Untersucht wurde die Entwicklung in 29 Staaten in den Jahren von 2015 bis 2021. Besonders wurde dabei die Entwicklung in den beiden ersten Jahren der Pandemie betrachtet.

In Bulgarien war die durchschnittliche Lebenserwartung Ende 2021 43 Monate geringer als 2019. Im gleichen Zeitraum stieg diese in Norwegen hingegen um 1,7 Monate. Deutschland liegt mit einer um 5,7 Monate gesunkenen Lebenserwartung im Mittelfeld.

 

Produktion in der Pharmaindustrie eingeschränkt

Gründe dafür sind Inflation, Energiekosten und das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz

Die Produktion der Pharmaindustrie in Deutschland wird im kommenden Jahr deutlich zurückgehen. Das meldet der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland (vfa). Gründe dafür seien die hohe Inflation, die weiterhin bestehenden Lieferengpässe und die explodierenden Energiekosten. »Während die Industrie insgesamt die Kostenschübe häufig als Preisaufschläge an die Abnehmer:innen weiterreichen kann, ist das in der Pharmabranche aufgrund der regulierten Arzneimittelpreise nur sehr begrenzt möglich«, sagt Dr. Claus Michelsen, Chefvolkswirt des vfa. So stiegen die Absatzpreise bei Pharma im Inland zuletzt nur um zwei Prozent, die der Industrie insgesamt dagegen um 15 Prozent. Auch im kommenden Jahr falle die allgemeine Preissteigerung deutlich kräftiger aus als die der Arzneimittelpreise. Außerdem würde das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz die Pharmabranche zusätzlich schwächen. So würden allein aus dem Herstellerrabatt zusätzliche Belastungen von 1,3 Milliarden Euro für 2023 resultieren. Hinzu kämen gravierende Eingriffe in das Erstattungssystem. Dies verstärke den Kostendruck und hätte unmittelbar negative Konsequenzen für die Investitionstätigkeit.

Han Steutel, Präsident des vfa, kritisiert die Politik: »Eine jetzt noch stabile Branche – zudem mit großem Potenzial – massiv zu schwächen, ist grob fahrlässig und widerspricht jedem ökonomischen Sachverstand.«

 

»Bei uns geht Sorgfalt vor Tempo«

Ständige Impfkommission (Stiko) wurde 1972 ins Leben gerufen 

Das unabhängige und ehrenamtliche Gremium erlangte in der Pandemie große Bekanntheit und wurde oft wegen vermeintlicher Langsamkeit kritisiert. Seit 2007 sind die von der Stiko empfohlenen Impfungen Grundlage für die Schutzimpfungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses und damit Pflichtleistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Von der breiten Öffentlichkeit nahezu unbemerkt blieb das runde Jubiläum – 1972 wurde die Stiko gegründet. In einem längeren Interview mit der Ärztezeitung erläuterte Martin Terhardt, Kinder- und Jugendarzt sowie Stiko-Mitglied die Arbeitsweise des Gremiums.

Qua Gesetz sei die Stiko in ihrer Geschäftsordnung den Kriterien der evidenzbasierten Medizin verpflichtet. Man sichte wissenschaftliche Literatur zur Krankheitslast in den Bevölkerungsgruppen, zur Wirksamkeit der Impfstoffe sowie zu ihrer Unbedenklichkeit. Neben dem individuellen Nutzen-Risiko-Verhältnis gehe es auch der Betrachtung auch um die Effekte einer flächendeckenden Impfstrategie, so Terhardt im Interview. Bei den Corona-Impfstoffen lagen zunächst wenig Daten zur Beurteilung möglicher Risiken vor. Die Arbeit der Stiko erfordere Sorgfalt, »und bei uns geht Sorgfalt vor Tempo«, erläuterte Martin Terhardt die Arbeitsweise weiter.

»Nationale Impfempfehlungen fußen auf Entscheidungen, die sich die Länder wohl noch nicht gern von der EU abnehmen lassen. Dennoch findet Zusammenarbeit statt, vor allem bei der Erhebung wissenschaftlicher Evidenz und dem Austausch darüber. In der Vergangenheit haben übrigens viele europäische Länder von der sorgfältigen Arbeit der Stiko und des RKI profitiert. Unsere Begründungspapiere umfassen ja meist 50 bis 60 Seiten, mit umfangreichem Literaturverzeichnis. Beispiele dafür aus jüngerer Vergangenheit sind Empfehlungen für Impfungen gegen Gürtelrose, Pneumokokken, Rotavirus« erläuterte Terhardt die Zusammenarbeit innerhalb Europas.


EinBlick zum Hören: Der wöchentliche Podcast

Das neue Angebot ergänzt unseren EinBlick Newsletter.

 

EinBlick – Der Podcast präsentiert Ihnen die wichtigen gesundheitspolitischen Nachrichten der Woche immer Freitag mittags.
In gut zehn Minuten hören Sie, was in der vergangenen Woche eine Rolle gespielt hat und was in der folgenden Woche wichtig sein wird.

Zusammen mit den tieferen Analysen des Newsletters EinBlick, sind sie stets bestens auf dem Laufenden.

EinBlick – Der Podcast immer freitags, ab 12 Uhr in allen bekannten Podcastportalen.
Die aktuelle Folge finden Sie hier: www.einblick-newsletter.de 


Interview

 

Plattformen würden ein ganzes Ökosystem abdecken können

EinBlick sprach mit Karsten Knöppler über digitale Vernetzungsplattformen für mehr Innovation und Produktivität für das Gesundheitswesen

 

Karsten Knöppler

ist Geschäftsführer der _fbeta GmbH, Berlin. Seine Schwerpunkte sind die Beratung im Gesundheitswesen zu Themen wie Gesundheits- und Versorgungsmanagement, Gesundheits-IT.

Knöppler ist seit fast zwei Jahrzehnten an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Beratung und Management im Gesundheitswesen aktiv.

 

 

 

Herr Knöppler, Sie haben für Siemens Healthineers gemeinsam mit Flying Health eine Studie zur Zukunft der Plattformen im Gesundheitswesen erstellt. Was sind ihre Erkenntnisse?
Bisher denken wir bei der Digitalisierung nur Fachanwendungen wie das E-Rezept oder an DiGA. Das sind nur Teilausschnitte in der Versorgung. Plattformen decken viel mehr ab und würden ein ganzes Ökosystem abdecken können. Beispielsweise alle die an der Diabetesversorgung beteiligt sind oder alle die bei der Versorgung chronischer Erkrankungen beteiligt sind. Wenn ich an Plattformen denke, dann sollten diese leistungserbringerartenübergreifend, sektorübergreifend angelegt sein. Wir brauchen – vereinfacht gesprochen –  ein neues Denken von den Akteuren, mehr Kooperation und mehr Zusammenarbeit.

Im Bundesministerium für Gesundheit wird an einer Digitalstrategie gearbeitet. Was sollte diese Ihrer Ansicht nach beinhalten?
Der Weg, der mit der Digitalstrategie gegangen werden sollte ist, dass man eben größere Versorgungssegmente als Aufgabe ansieht und dass man nicht mehr sagt, ich kümmere mich um beispielsweise um die ePA oder das E-Rezept. Das heißt, ich ordne diese Teilfunktionen dem größeren Ganzen unter und bringe das in den Zusammenhang. In den Sessions zur Digitalstrategie, bei denen wir dabei waren, sind solche Ansätze und ein neues Denken mit drin.

Sie haben für Ihre Studie mehr als 100 Plattformen unter die Lupe genommen. Was funktioniert bisher schon?
Wir haben einen Wettbewerb um mehr Leistungsmenge und nicht um ein besseres Versorgungsergebnis. Wenn ich auf der Plattformebene schaue, war interessant, dass es auch hier noch nicht um Versorgungsinhalte geht, sondern hier geht es etwa um die Vergabe von Arztterminen. Unsere Aufgabe im Gesundheitswesen ist es aber, die Versorgung zu verbessern. Solche Ansätze sind im Ausland etabliert, wo wirklich Versorgungsprozesse besser organisiert werden über Plattformen.

Selbst in den Ländern, die eine gute ePA-Nutzung haben wie Dänemark oder Estland, wo siebzig, achtzig Prozent der medizinischen Versorgung in der ePA dokumentiert sind, übernimmt die ePA keine aktive Steuerung. An dieser Stelle ist ein ungenutzter Optionsraum, wo es gute Ansätze durch verschiedene technische Tools gibt. Diese sind erprobt, kommen noch nicht in die Implementierung. Hier könnten wir in Deutschland sehr wohl eine Duftmarke setzen, wie wir das mit den DiGAs und DiPAs gerade international schaffen. Hier könnten Prozessinnovationen, wie arbeiten Ärzte besser zusammen, wie bilde ich das digital ab und wie steuere ich das digital unterstützt etabliert werden.

Die nationale E-Health-Infrastruktur adressiert das Thema bisher gar nicht. Ich kann noch nicht mal einen Selektivvertrag darauf abbilden. Ich habe keinerlei Instrumente, mit denen ich versorgungsinhaltlich steuern könnte. Hier gibt es für die Produktivitätssteigerung ein ungenutztes Innovationspotential. Damit könnten wir einen internationalen Impuls setzen. 

Wo sehen Sie eine Chance, den Gordischen Knoten bei den Digitalisierungen zu durchschlagen? Eine Umfrage von BITKOM und Hartmannbund ergab kürzlich, dass die Ärzt:innen der Digitalisierung positiv gegenüberstehen und dass mehr als 75 Prozent der Befragten Chancen in der Digitalisierung sehen.
Es gibt Erfolgsfaktoren, die bekannt sind, die man braucht, um Plattformen erfolgreich zu machen. Wenn man diese Erfolgsfaktoren ansieht, stellt man fest, dass in Deutschland genau das Gegenteil gemacht wird.

Digitalisierung bedeutet, dass ich einen Vorgang einmal einrichte und das kann ich dann für sehr viele Patienten nutzen. Wichtig ist auch der übergreifende Vernetzungsaspekt, wenn ich mich besser mit anderen analogen Leistungserbringern vernetzen 
Wir reden nur über ein E-Rezept, was nur einen Miniaturausschnitt in einem Ökosystem als Arzt darstellt und sehen gar nicht das ganze Ökosystem. Unsere Empfehlung ist zu sagen, es wäre wichtig nicht auf eine Fachanwendung zu gucken, sondern zu sagen, wie machen wir die Diabetesversorgung oder die Chroniker-Versorgung in einer Region besser. Dafür sollten alle Akteure, die erforderlich sind an einen Tisch kommen: Von den Leistungserbringern über klassische IT-Anbieter für Primär- und Sekundärsysteme bis hin zu Plattformanbietern. Man muss definieren, welches Versorgungsziel habe ich und dafür hole ich alles zusammen was es braucht. Wir brauchen regionale Zusammenschlüsse, die eine gewisse Größe haben –  erst dann lohnt sich die Anschaffung von Technologie und so eine Initiative. Dieses Verständnis ist noch zu wenig vorhanden. 

Was wünschen Sie sich als gute Nachricht zur Digitalisierung im Gesundheitswesen für das Jahr zwanzigdreiundzwanzig? 
Es wäre total wichtig, dass, vom Bundesgesundheitsministerium ein Impuls ausgeht. Wie könnte der aussehen? Bei dem Versorgungsschwerpunkt versuchen wir jetzt in einer Region die nationale E-Health-Infrastruktur und daneben stehende privatwirtschaftlich organisierte Plattformen und auch DiGAs zu fokussieren und zu einem größeren Ganzen zusammenzufügen. Wir wollen die relevanten Akteure dort zusammenbringen. Ich glaube, man muss ein Thema sowie eine Region vorgeben, dort eine Allianz schaffen und so die Akteure in dieser Region motivieren, jetzt dort zu einem größeren Ganzen zusammenzuwirken. Der Schlüssel zum Erfolg ist, wir brauchen mehr Kooperation. Das traditionelle Denken ist immer noch vorherrschend. Wahrscheinlich braucht es auch einen Ressourcenanschub um diese Bewegung auch ins Praktische zu bringen.

Das Gespräch können Sie als EinBlick – nachgefragt hier anhören https://soundcloud.com/einblick-berlin-chemie/einblick-nachgefragt-20221026


Startup-Telegram

 

Im offiziellen Verzeichnis für Digitale Gesundheitsanwendungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind mittlerweile 34 Anwendungen gelistet. Insgesamt weist die Liste zwar 38 Einträge auf, vier wurden jedoch zurückgezogen. Neu hinzugekommen sind die beiden folgenden, vorläufig aufgenommenen Apps:

Die DiGA ›re:flex‹ richtet sich an Patient:innen mit Gonarthrose. Das rumänische Unternehmen Sporlastic bietet eine angeleitete und kontrollierte Sport- und Bewegungstherapie über eine App und zwei Bewegungssensoren. Dafür sorgt ein detailliertes und indikationsspezifisches physiotherapeutisches Trainingsprogramm inklusive Dokumentation und Live-Feedback. Entwicklungspartner ist die Universitätsklinik Tübingen. https://www.sporlastic.de/reflex-digitale-versorgung/

Die zweite Anwendung ›sinCephalea‹ dient der Migräneprophylaxe über personalisierte Ernährungsempfehlungen und konservative Maßnahmen. Dabei helfen modernste Analysen der Blutzuckerreaktionen, eine individuell optimierte Ernährung zu erreichen, die Schwankungen bei der Energiezufuhr des Gehirns entgegenwirkt. Zudem werden weitere Faktoren wie Bewegung, Medikamenteneinnahme, Schlaf, Befinden und Migränesymptome erfasst. https://perfood.de/

Ein anderes Start-up, Temedica, möchte die personalisierte Medizin der Zukunft verwirklichen, und zwar mit Hilfe von Patienten-Apps und einer Analyseplattform. Um Patient:innen mit komplexen chronischen Erkrankungen zu unterstützen, hält es eine moderne digitale Patientenbegleitung bereit, die personalisierte Empfehlungen abgibt. Diese Apps erfüllen alle datenschutzrechtlichen und regulatorischen Anforderungen. Die Real-World-Evidence Plattform Permea ermöglicht den Nutzer:innen personalisierte Analysen entlang ihres Krankheitsverlaufs und die Auswertung von Daten zur individuellen Wirksamkeit von Therapien für informierte Entscheidungen und vieles mehr. https://temedica.com/de/


Meldungen

 

Zi warnt vor Unterversorgung

Streichung der Neupatientenreglung stößt auf Kritik

Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz sieht vor, die Neupatientenregelung ab Januar 2023 in ärztlichen Praxen wieder abzuschaffen. Aktuelle Zahlen des Zentralinstituts der kassenärztlichen Bundesvereinigung (Zi) zeigen: Die Zahl der Neupatientenfälle war im ersten Quartal 2022 so hoch wie nie seit Einführung der Regelung. Das Zi warnt vor einer zukünftigen Unterversorgung.

Im ersten Quartal 2022 war die Zahl der Neupatientenfälle mit 27,1 Millionen Patient:innen so hoch wie noch nie seit Einführung der Regelung im Mai 2019. Auch 2021 war die Zahl der Neupatientenfälle mit insgesamt 101,1 Millionen deutlich höher als 2020 (92,8 Millionen) und höher als 2019 (99,2 Millionen). Laut Zi würde das einen klaren Bedarf abbilden. Denn sollte die Neupatientenregelung wegfallen, würde ärztlichen Praxen bei dem aktuell hohen Versorgungsbedarf der Anreiz fehlen, Neupatient:innen aufzunehmen.

»Betreiben die Praxen künftig in einer vergleichbaren Situation Dienst nach Vorschrift, werden die Zugangsmöglichkeiten für nicht bekannte Patient:innen als Erstes darunter leiden«, sagt Dr. Dominik von Stillfried, Vorstandsvorsitzender des Zi. »Dass dies für die Betroffenen mit wahrnehmbaren Einschränkungen der gesundheitlichen Versorgung einhergehen kann, ergibt sich daraus, dass rund 80 Prozent der Neupatient:innen nach unseren Berechnungen im gleichen Quartal auch eine neue Diagnose erhalten haben und somit offenbar von neuen, bisher so nicht bekannten gesundheitlichen Problemen betroffen waren.«

Wird das Fallzahlaufkommen über die Quartale hinweg verglichen, zeigt sich ein Zusammenhang deutlich: Eine hohe Anzahl von Neupatient:innen ist ein Indikator für einen insgesamt hohen Behandlungsbedarf im betreffenden Quartal. In Quartalen mit hohen Neupatientenzahlen sind auch die Fallzahlen insgesamt erhöht. So waren die Fallzahlen im ersten Quartal 2018 während einer schweren Grippewelle hoch, 2022 war es dann die Omikronwelle. »In diesen Zeiten kommt es logischerweise zu Termin- und Versorgungsengpässen. Genau für diese Zeiten ist die Neupatientenregelung eingeführt worden«, so von Stillfried.

Die Fachärztin für Innere Medizin, Dr. Ji-Young Kim, betont: »Das Geld aus der Neupatientenregelung landet nicht in den Taschen der Ärzte, sondern hilft uns, unsere Medizinischen Fachangestellten leistungsgerechter zu vergüten.«

 

Innovationsfondsprojekt eliPfad 

Ältere und multimorbide Menschen vor Wiedereinweisungen schützen 

Das Versorgungsangebot eliPfad ist ein Forschungsprojekt über vier Jahre, das darauf abzielt, die gesundheitliche Versorgung und Eigenständigkeit älterer, multimorbider Menschen zu verbessern und wiederholten akuten Rehospitalisierungen vorzubeugen.

Das mit 12,7 Mio. Euro vom Innovationsfonds geförderte Projekt startete im September 2022 unter der Leitung des Universitätsklinikums Köln. Es stellt einen personalisierten, interdisziplinären Patientenpfad zur sektorenübergreifenden Versorgung multimorbider Patient:innen dar, der durch Telemedizin ergänzt wird. Da bei höherer Lebenserwartung Multimorbidität häufig zunimmt, werden ältere Menschen oft mehrfach in eine Klinik eingewiesen. Besonders in den Wochen nach einer stationären Behandlung steigt dieses Risiko. Das Projekt eliPfad soll Menschen ab 65 Jahren sektorenübergreifend engmaschig begleiten und ihre ambulante Rehabilitation unterstützen.

Neu ist die interdisziplinäre Vernetzung zwischen der stationären und ambulanten Versorgung über Fallmanager:innen. Zum einen erhalten Patient:innen der Studie digitale Assistenten, die sie nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus mit nach Hause nehmen. Diese Geräte erinnern an Medikamenteneinnahmen, leiten per Video zur Physiotherapie an und messen verschiedene Vitalparameter, die telemedizinisch übertragen werden. Zum anderen stehen die Fallmanager:innen als wichtiges unterstützendes Bindeglied bzw. als Anlaufstelle bei Fragen zur Verfügung: Sie entwickeln sektorenübergreifend personalisierte Behandlungspläne, helfen den Patient:innen beim Umgang mit den Geräten und kontrollieren regelmäßig die Vitalparameter. Zudem sprechen sie wöchentlich per Video mit den Erkrankten und übermitteln einen Bericht an die Hausärzt:innen.

Grundlage für die neuen Strukturen in eliPfad sind eine elektronische Patientenakte, die enge Abstimmung der Ärzt:innen über Telekonsile, ein individuelles Übungsprogramm und der Einsatz smarter Endgeräte zur telemedizinischen Dokumentation. Partner des Projekts sind neben Barmer und Techniker Krankenkasse weitere Kliniken und die Deutsche Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC) e. V., ein privates Forschungsinstitut (figus), das Gesundheitsnetz Köln-Süd e. V., ilvi GmbH, die Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe, Medis Münster GbR, Rechenzentrum Volmarstein GmbH und Takepart Media + Science GmbH.

 

Umfrage der Stiftung Gesundheit

Schlechte Arbeitsbedingungen für ambulant tätige Ärzt:innen

In der ambulanten Versorgung empfindet ein Drittel der niedergelassenen Ärzt:innen die derzeitigen Arbeitsbedingungen als schlecht. Besonders belastende Faktoren sind der hohe zeitliche Aufwand für Administration und Technik bzw. Digitalisierung und eine unzureichende Vergütung.

Die Stiftung Gesundheit beleuchtet seit Anfang 2022 quartalsweise Themen, die Ärzt:innen und Heilberufler:innen in der ambulanten Versorgung bewegen. An der Befragung im 3. Quartal 2022 nahmen 1.461 Leistungserbringer:innen teil. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Lediglich zwei der zehn befragten Gruppen – die Heilpraktiker:innen und die psychologischen Psychotherapeut:innen – nehmen ihre Arbeitsbedingungen überwiegend als positiv wahr. In allen anderen Berufsgruppen ist die Lage verbesserungsbedürftig. Die positive Wahrnehmung liegt bei den Logopäd:innen bei einem Drittel; und die Apotheker:innen, bei denen es nicht einmal mehr zehn Prozent sind, befinden sich am Ende der Skala. Mehr als ein Drittel der Hausärzt:innen, Hebammen und Geburtshelfer:innen, Zahnärzt:innen und Fachärzt:innen empfindet die derzeitigen Bedingungen als „schlecht“ oder „sehr schlecht.

Die Gründe für die Unzufriedenheit liegen bei Ärzt:innen vor allem in der umfangreichen Administration und dem Aufwand für Technik bzw. Digitalisierung. Nichtärztliche Heilberufler:innen kritisieren zumeist die unzureichende Vergütung. Apotheker:innen fühlen sich von Administration, mangelnder Vergütung und ständig neuen Regularien der Kassen belastet.

Ein rasches Handeln fordert Prof. Dr. med. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit. Die Aussagen der Befragung seien ein ernst zu nehmendes Warnsignal, das zu einer schlechteren Versorgung führen kann. Er wünscht sich, dass die Sorgen und Interessen der Beschäftigten im Gesundheitswesen besser wahrgenommen werden, und sieht die aktuelle Finanzkrise in der gesetzlichen Krankenversicherung als Chance, um eine Kurskorrektur und Umverteilung der Mittel vorzunehmen.

 

GKV-Expert:innen

Krankenkassen müssen digitaler werden, wenn sie überleben wollen 

Wie positioniert sich die GKV im digitalen Gesundheitssystem 2030? Das war die wesentliche Frage der aktuellen Studie ›Stresstest für Krankenkassen‹ der Unternehmensberatung pwc Deutschland..

Mit 88,5 Prozent geht eine deutliche Mehrheit der befragten GKV-Expert:innen davon aus, dass das Geschäft gesetzlicher Krankenkassen bis zum Jahr 2030 deutlich stärker durch Kooperationen charakterisiert sein wird. So rechnen 96,2 Prozent der Befragten mit Fortschritten in der Therapie und Nachsorge, 96,2 Prozent mit einer besseren Diagnostik, und 65,4 Prozent mit Kostenersparnissen bei Leistungsausgaben. Außerdem gehen die Befragten davon aus, dass neue Akteure wie Start-ups und Tech-Konzerne mehr in das digitale Gesundheitsökosystem drängen werden. 42 Prozent befürchten, dass sie bald mit Tech-Konzernen wie Amazon und Apple konkurrieren. 30 Prozent gehen davon aus, dass letztere potenziell auch mit Start-ups in das Geschäftssegment der Krankenkassen vordringen. So werden digitale Angebote wichtiger, um sich im Wettbewerb um Versicherte und Leistungserbringer zu differenzieren.

Des Weiteren gehen alle Befragten davon aus, dass die Zahl der aktuell knapp 100 existierenden Krankenkassen sich deutlich verringern wird. Die Mehrheit rechnet mit 50 bis 60 verbleibenden Krankenkassen. Rund 28 Prozent rechnen sogar damit, dass die Zahl unter 50 fällt. Der Aufbau digitaler Strukturen gelte als zunehmend wichtiges Wettbewerbskriterium. Neben dem digitalen Versorgungsmanagement messen die Befragten einem digitalen Vertrieb sowie einem digitalisierten Risikomanagement und Controlling die größte Bedeutung zu. Beim Thema politische Reformen gehen für 38,4 Prozent der Befragten die Bemühungen der Politik zu langsam vonstatten, für jeweils 30,8 Prozent zu schnell oder mittelmäßig. Die deutlichsten Effekte politischer Rahmenbedingungen erwarten die Befragten im Bereich digitaler Prozesse und einer höheren Vernetzung im Gesundheitswesen. In Hinblick auf eingesetzte Technologien rechnen sie mit bedeutenden Änderungen durch kassenindividuelle Automatisierung, Big Data und Process Mining.

Laut pwc basiert die Studie auf zwei Komponenten, einer Primärdatenerhebung mittels Online-Fragebogen und Expert:inneninterviews aus dem Umfeld der GKV.
Hier kommen Sie zu weiterführenden Information und zur Studie als PDF-Dwonload https://www.pwc.de/de/gesundheitswesen-und-pharma/gesetzliche-krankenversicherung/stresstest-fuer-krankenkassen-wer-besteht-gegen-startups-und-tech-giganten.html


Bemerkt

 

 

»Seit 2020 ist es zu Schließungen, strukturellen Verschiebungen und anderen Rückentwicklungen überwiegend infolge der Coronapandemie und des Personalnotstands gekommen. Gleichzeitig sind die ergänzenden, multiprofessionellen, spezialisierten Palliativdienste an Krankenhäusern längst nicht in dem im Hospiz- und Palliativgesetz vorgesehenen Maße auf- und ausgebaut worden. Grund dafür ist eine nach wie vor uneinheitliche und unsichere Finanzierungssituation.«

Prof. Dr. Claudia Bausewein, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) auf dem 14. DGP-Kongress in Bremen zur aktuellen Situation der Palliativversorgung.

 


Weiterlesen

 
Wir wollen im EinBlick neben einem Überblick zu Themen der Gesundheitsnetzwerker auch einen Blick auf Debatten und Dokumente werfen.

Forscher:innen beantworten bis dato ungeklärte Frage:
Warum treten Metastasen häufig erst dann auf, wenn der ursprüngliche Krebsherd chirurgisch entfernt worden ist?

Immer wieder treten bei einer Krebserkrankung sogenannte Metastasen, das sind Gewebewucherungen, die vom Tumor räumlich getrennt sind, dann auf, wenn der Tumor bereits chirurgisch entfernt worden ist. Wissenschaftler:innen vom Deutschen Krebsforschungszentrum und von der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg fanden nun einen Erklärungsansatz für dieses Phänomen. Sie konnten einen Botenstoff der Krebszellen identifizieren, der lokal das Wachstum des Primärtumors fördert – der Botenstoff Angiopoietin-like 4 (ANGPLT4).

»Wir sind auf ANGPLT4 aufmerksam geworden, weil zu diesem Faktor viele widersprüchliche Veröffentlichungen vorliegen«, sagt Prof. Dr. Helmut Augustin, Mediziner an der Universität Mannheim. »Während ANGPLT4 zunächst als fördernd für die Gefäßneubildung und damit auch als krebsfördernd beschrieben wurde, konnten andere Untersuchungen das genaue Gegenteil nachweisen und zeigen, dass ANGPLT4 die Entstehung von Metastasen hemmt.« Die Wissenschaftler:innen empfehlen weitere Forschungen dazu. »Von Medikamenten, die das Auswachsen von Metastasen wirksam unterdrücken, könnten viele Krebspatientinnen und -patienten profitieren. Einige solcher Wirkstoffe sind jedoch in klinischen Studien bereits gescheitert. Doch angesichts des enormen Gewinns, den ein solches Medikament für die Betroffenen bedeuten könnte, lohnt es sich, ANGPLT4 weiter präklinisch und danach klinisch zu erforschen«, so Augustin.

Hier kommen Sie zur direkt zur Publikation https://rupress.org/jem/article-abstract/220/1/e20202595/213562/Primary-tumor-derived-systemic-nANGPTL4-inhibits


Empfehlung

 

TI-Atlas 2022 der gematik ab sofort verfügbar

Die gematik hat den aktuellen Atlas zur Telematikinfrastruktur (TI-Atlas 2022) veröffentlicht. Dabei legt der TI-Atlas den Stand der Digitalisierung im Gesundheitswesen offen und zeigt Trends auf. „So zeigt der „TI-Ready-Index“ eine fast vollständige TI-Anbindung der medizinischen Einrichtungen und eine voranschreitende Ausstattung für die digitalen Anwendungen und deren Nutzung. Zu sehen ist das insbesondere am KIM-Dienst, dessen Anwendung in den Arztpraxen im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent gestiegen ist“, sagt gematik-CEO Dr. med. Markus Leyck Dieken. So zeige der Ti-Index, dass 90 Prozent der Menschen in Deutschland ihre Behandlung aktiv mitgestalten wollen, die Mehrheit will ihre Gesundheitsdaten digital selbst verwalten und die elektronische Patientenakte oder die digitalen Notfalldaten nutzen. Es fehle aber insgesamt noch an Wissen zu den konkreten digitalen Angeboten. Die Erhebung für den TI-Atlas fand im Mai/Juni 2022 mittels einer Befragung bei Einrichtungen im Gesundheitswesen statt. Über Arztpraxen, Krankenhäuser und Apotheken hinaus wurden dieses Mal auch neue Nutzergruppen in die Befragung eingebunden: Rehaeinrichtungen, ambulante und stationäre Pflege, Physiotherapie, Geburtshilfe und Gesundheitsämter.

Weitere Informationen finden Sie hier https://www.gematik.de/telematikinfrastruktur/ti-atlas


Zuletzt:

 

Jedes fünfte Kind von Cybermobbing betroffen

Cybermobbing unter Kindern und Jugendlichen ist zum Dauerproblem geworden. Dabei ist fast jede:r Fünfte davon betroffen. Das zeigt eine aktuelle Studie vom Bündnis gegen Cybermobbing e.V. und der Techniker Krankenkasse.

Demnach ist der Anteil der Schüler:innen zwischen acht und 21 Jahren, die nach eigenen Aussagen schon einmal von Cybermobbing betroffen gewesen sind, im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2020 zwar leicht gesunken (2020: 17,3 Prozent), stagniert aber auf einem hohen Niveau. Im Jahr 2017 lag der Wert noch bei 12,7 Prozent. Die Coronapandemie hat das Problem jedoch noch verschärft. So gaben rund sieben von zehn Schüler:innen an, dass Cybermobbing seit Corona zugenommen habe. Ähnlich sehen es die Eltern sowie die Lehrerinnen und Lehrer mit jeweils 46 Prozent. Besonders erschreckend ist dabei, dass jede:r Sechste der betroffenen Kinder und Jugendlichen aus Verzweiflung schon einmal zu Alkohol, Tabletten oder Drogen gegriffen hat, und fast jede:r vierte Betroffene äußerte Suizidgedanken.

Wichtige Maßnahmen, um Mobbing und Cybermobbing entgegenzutreten, sind Prävention und Aufklärung. Doch im Vergleich zu 2020 sind die schulischen Angebote in diesem Bereich stark zurückgegangen. Den größten Rückgang gab es mit jeweils 40 Prozent bei Schulungen, die gezielt Strategien zum Umgang mit Cybermobbing vermitteln, sowie bei Anti-Gewalt-Trainings.

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