Berlin-Chemie Newsletter vom 16.05.2014

Berlin-Chemie Newsletter vom 16.05.2014

  • Innovationsfonds: Das Rennen beginnt
  • Gesundheits-IT hinkt hinterher
  • Vergütung sinkt
  • Tagesdosis wächst
  • Fehlerstatistik schwankt
  • Bedarfsplanung fördert Tunnelblick
  • Umsatz springt
  • Zahnersatz schmerzt
  • Krankenstand steigt

Innovationsfonds: Das Rennen beginnt

Der Appetit auf Förderung ist groß. Die Institutionen haben sich aber noch nicht auf ein endgültiges Verfahren zur Vergabe der Mittel aus dem Innovationsfond geeinigt. Klar ist aber offenbar: Der Innovationsfonds kommt tatsächlich.

Noch ist der Innovationsfonds mit 300 Millionen Euro, davon 75 Millionen für Versorgungsforschung noch nicht auf dem Weg – schon gibt es recht unterschiedliche Ansichten der Player im Gesundheitswesen, wie der „Kuchen“ denn wohl zu verteilen wäre. Tatsache ist, dass der Gesetzgeber die Zuständigkeit zunächst an den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) delegiert hat. Eine dort geplante Expertenrunde musste dem Vernehmen nach kurzfristig abgesagt werden, da GKV-Spitzenverband und Einzelkassen interveniert hatten. Worum es den Kassen geht, machte Barmer-GEK-Vizechef Dr. Rolf Schlenker jetzt beim Kongress des Bundesverbands Managed Care zum dem Thema deutlich: „Wer zahlt, schafft an!“. Vor dem Hintergrund vielfältiger Diskussionen äußerten sich jetzt der Gesundheitspolitische Sprecher der CDU, Jens Spahn, sowie der für Gesundheitspolitik zuständige Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Prof. Karl Lauterbach, in einem gemeinsamen Positionspapier: „Förderbar dürfen nur solche Versorgungsleistungen sein, die über die heutige Regelversorgung hinausgehen, dem Bereich der besonderen Versorgungsformen zuzurechnen sind und die erkennbare Defizite der sektoralen Versorgung zu überwinden oder zu vermeiden suchen. Hierzu gehören Modellprojekte mit sektorübergreifendem Charakter zum Beispiel zur Gewährleistung der Versorgung in unterversorgten Regionen, zur Arzneimitteltherapiesicherheit bei multimorbiden Patienten mit Polymedikation, zur Substitution oder Delegation ärztlicher Leistung oder zur Qualitätssicherung“. Entscheiden solle in jedem Fall der G-BA nach Vorschlag eines dort zu bildenden Unterausschusses, die finanzielle Abwicklung der Fördergelder solle aber über den GKV-Spitzenverband erfolgen, damit der G-BA keine eigenen Finanzstrukturen aufbauen müsse. Weiter heißt es in dem Papier der beiden Abgeordneten, die das Thema seinerzeit auch in den Koalitionsvertrag der Regierung brachten: „Der G-BA beschließt sowohl die Kriterien nach denen die Anträge standardisiert werden, als auch die Kriterien, nach denen das Assessmentverfahren durchgeführt wird, hierbei sind allgemein anerkannte Kriterien, wie die Punktevergabe nach vorher festgelegten Scores zu berücksichtigen. Ebenso muss zwingend eine Mitbewertung erfolgen. Antragsberechtigt für Mittel für die Innovationsförderung sind die in § 140b Abs. 1 Nr. 1 bis 7 Genannten immer in Verbindung mit mindestens einer gesetzlichen Krankenkasse. Für Mittel zur Versorgungsforschung sind darüber hinaus auch wissenschaftliche Institutionen antragsberechtigt.“ Konkret wurde bereits der BMC bei seiner Tagung: Als förderwürdig nach seiner Sicht wurden sechs Projekte ins Rennen geschickt, die von einer Adipositasbetreuung der KKH über eine Burn-Out-Initiative bis zum Schlaganfallnetz der reha-vital-Gruppe und in die Internetkommunikation reichen.

Gesundheits-IT hinkt hinterher

Technische Fortschritte, Innovationen und Leuchtturmprojekte prägten die Messe conhit, die sich zu einem der führenden Foren der Gesundheits-IT entwickelt hat. Dennoch sehen Wissenschaftler und Entwickler die Chancen für den deutschen Markt und das Gesundheitswesen keineswegs nur rosig.

Gesundheits-IT ist zwar seit Jahren ein Top-Thema. Geht es aber um die Umsetzung modernster technischer Entwicklungen in die Versorgung über Modellprojekte hinaus, hinkt Deutschland nach Einschätzung zahlreicher Experten im internationalen Vergleich deutlich hinterher. Das kam auch in Podiumsrunden und Präsentationen auf der Gesundheit-IT-Messe „conhit“ in Berlin zur Sprache. Besonders triftt das nach Meinung von Experten, wie der Essener Professorin für Medizin-IT, Dr. Britta Böckmann, auf die Bereiche Telemedizin, Telemonitoring, Integrierte Versorgung und Gesundheitsdienstleistungen via Internet zu. Chancen und Potentiale würden zu wenig genutzt, die Position Deutschlands in einem internationalen Ranking sinke seit Jahren. Prof. Dr. Otto Rienhoff, Direktor des Instituts für Medizinische Informatik der Uni Göttingen, ist überzeugt, dass ein Grund (oder auch Folgewirkung) in der gringen Akzeptanz der Akteure zu suchen sei, die aufgrund widersprechender Interessen keine Einigung auf Rahmenbedingungen zustande brächten. Das habe inzwischen zu einer Abwanderung des Experten-Nachwuchses in Deutschland geführt, der die Position als Gesundheits-IT- Anbieter weltweit künftig noch verschlechtern könne. Hoffnungen setzen aber offenbar alle Experten in die Planung einer „Digitalen Agenda“ der Bundesregierung sowie in die Umsetzung der Vorhaben des Koalitionsvertrages. Die Telemedizin ist dort beispielsweise explizit als Vernetzungsinstrument im Gesundheitswesen erwähnt. Rienhoff sieht aber auch so etwas wie das „Glück der späten Geburt“ bei der Gesundheits-IT. Man habe jetzt die Chance, die aus den 50er Jahren gewachsenen Strukturen des Gesundheitswesens in eine zukunftsweisende Versorgungslandschaft umzubauen, ohne alle Fehler zu machen, die anderswo bei IT-Einführungen passiert seien.

Gesundheitsrechtler Prof. Dr. Dr. Christian Dierks sieht in den teils widersprüchlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen und einer strikten Auslegung der Datenschutzbestimmungen einen Hemmschuh schneller Einführung von IT-Leistungen ins deutsche Gesundheitswesen. Insbesondere die Vernetzung von Daten und Interoperabilität ließen zu wünschen übrig. Der Gesetzgeber sei gefordert, hier Klarheit zu schaffen, beispielsweise, wenn er auf der einen Seite Telemedizin fordere, auf der anderen aber an alten Strukturen eines Fernbehandlungsverbots festhalte. Das Strafbarkeitsrisiko ärztlich erhobener Daten sei extrem hoch und hierzuland möglicherweise auch ein Grund, übervorsichtig mit Datenverarbeitung und -vernetzung umzugehen.

Die generelle wirtschaftliche Bedeutung der Gesundheits-IT verdeutlicht ein Branchenbericht, den der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg), dem 42 führende Unternehmen der Branche angehören, anlässlich der conhit vorlegte. Danach beträgt der Gesamtumsatz der Gesundheits-IT im Jahr 2012 insgesamt 1,6 Milliarden Euro mit einer Wachstumsrate von rund 3,2 Prozent jährlich. Damit liegt man über den Wachstumsraten der Informationstechnologie (1,54%/Jahr). 12.000 Beschäftigte hat die Branche in Deutschland, neun Prozent davon medizinische Informatiker. Wie hoch das Interesse an diesen ist, zeigt der Anteil an offenen Stellen für diese Gruppe – 62 Prozent! Matthias Meierhofer, Vorstandsmitglied des bvitg, appelliert an die politischen Entscheider: „Die vollen Potentiale der Gesundheits-IT werden wir in Deutschland erst ausschöpfen, wenn die Rahmenbedingungen für einen flächendeckenden Einsatz gegeben sind. Ohne Investitionen in zielorientierte Versorgungsstrukturen wird uns das aber nicht gelingen.“

Vergütung sinkt

Mit GKV-Versicherten verdienen die Apotheken immer weniger. Der Versorgungsgrad ist im Europavergleich unterdurchschnittlich.

Die Ausgaben für Apotheken sind langfristig rückläufig. Im Jahr 2013 betrug ihr Anteil an den Gesamtausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nur 2,3 Prozent. Zugleich ist die Zahl der Beschäftigten in den Apotheken aber auf mehr als 150.000 Menschen angestiegen. Vor allem pharmazeutisches Fachpersonal, wie Apotheker und Pharmazeutisch-Technische Assistenten (PTA), nimmt zu, während die Zahl der kaufmännischen Angestellten zurückgeht. Mit einer Apothekendichte von 26 Apotheken pro 100.000 Einwohner liegt Deutschland unter dem Durchschnitt der 28 EU-Mitgliedsstaaten mit 31 Apotheken pro 100.000 Einwohnern. Aber auch wenn das Personal zunimmt, geht die Zahl der Apotheken immer noch zurück. Im Jahr 2013 gab es 20.662 Apotheken im Bundesgebiet mit 150.692 Beschäftigten. Die GKV gab dafür 4,5 Mrd. Euro ihres Gesamtbudgets in Höhe von 194,5 Mrd. Euro aus. Das Apothekenhonorar ist einer von mehreren Bestandteilen der Ausgaben für Arzneimittel, die 2013 mit einem Anteil von 14,4 Prozent an den GKV-Ausgaben (28,1 Mrd. Euro) einen neuen Tiefstand erreicht haben.

Tagesdosis wächst

2013 bekamen die knapp 70 Millionen GKV-Versicherten 642 Millionen Arzneimittelpackungen verordnet.

38,1 Milliarden Tagesdosen an Arzneimitteln oder umgerechnet durchschnittlich 546 Pillen pro Kopf und Jahr verzeichnet eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Dienstes der AOK (WIdO) für das abgelaufene Jahr. Insgesamt 642 Millionen Arzneimittelpackungen haben die knapp 70 Millionen Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen 2013 in Deutschland von niedergelassenen Ärzten verordnet bekommen. In diesen Arzneimitteln waren 38,1 Milliarden Tagesdosen enthalten. Jeder Versicherte hat durchschnittlich 546 Tagesdosen verbraucht und somit täglich 1,5 Arzneimittel eingenommen, so eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Die von Ärzten verordneten Arzneimittelmengen steigen kontinuierlich: In den vergangenen zehn Jahren hat der Verbrauch pro Versicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung um nahezu die Hälfte zugenommen (+48,3 %). Dabei ist der Verbrauch an Arzneimitteln in den östlichen Bundesländern am höchsten. So werden beispielsweise an die Versicherten in Sachsen-Anhalt pro Kopf etwa 30 % mehr Arzneimittel verordnet, in Bremen hingegen sind es etwa 30 % weniger als im Bundesdurchschnitt. Dieser Effekt kann zum Teil damit erklärt werden, dass die Versicherten in den östlichen Bundesländern im Durchschnitt deutlich älter sind. Die Häufigkeit von Krankheiten steigt mit dem Alter und ist häufig auch mit einem Mehrverbrauch an Arzneimitteln verbunden. Mit Abstand am häufigsten werden insgesamt Arzneimittel zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck verordnet. Diese Mittel machen mit 18,5 Milliarden fast die Hälfte (48,4 %) aller verordneten Tagesdosen aus. Jeder Versicherte hat im letzten Jahr durchschnittlich 264 Tagesdosen dieser Wirkstoffe eingenommen.

Fehlerstatistik schwankt

Die Beschwerden über Behandlungsfehler häufen sich. Erfolgreich ist nur jeder fünfte.

Die Behandlungsfehlerstatistik des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) für 2014 ist doppeldeutig. So gibt es eine 17prozentige Steigerung bei den Anträgen aber weniger nachgewiesene Fehler. Der Grund für diese gegenläufige Entwicklung liegt nach Meinung des MDK in einer verstärkten Aufklärungsarbeit der Krankenkassen und im Inkrafttreten des Patientenrechtegesetzes. Auffällig ist der hohe Anteil "bestätigter" Fehler vor allem im Pflegebereich (50,9%), bei Dekubitus (38%) und Oberschenkelbruch (34,8%), sämtlich kausal klar zuordenbar und damit leicht nachzuweisen. Inwieweit der Pflegebereich hier besonders fehleranfällig ist, bleibt mangels Repräsentanz der Zahlen aber offen. Exakt 14.585 mal hat der MDK im Jahr 2013 ein Gutachten bei einem vermuteten Behandlungsfehler erstellt. Das sind gut 2.000 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der bestätigten Fehler ist dagegen etwas gesunken. Knapp 3.700mal kamen die Gutachter des MDK zu dem Ergebnis, dass ein Behandlungsfehler vorliegt (2012: 3.900). Knapp 70 Prozent, nämlich 10.183 der 14.585 Behandlungsfehlervorwürfe des Jahres 2013 richteten sich gegen Krankenhäuser, gut 30 Prozent – 4.402 Fälle – betrafen einen niedergelassenen Arzt oder eine niedergelassene Ärztin. Wie schon in den Vorjahren haben Patientinnen und Patienten die meisten Vorwürfe im Zusammenhang mit Operationen erhoben.

Bedarfsplanung fördert Tunnelblick

Die KBV nimmt Pathologen an die Bedarfsplanungskandare. Mit „falschen Zahlen“ soll „ungebrochenes Wachstum“ gedeckelt werden.

Negative Auswirkungen auf die Patienten hat der Streit um die Bedarfsplanung, von der – vielleicht exemplarisch für Arztgruppen, die sektorenübergreifend arbeiten wollen – akut die Pathologen besonders betroffen werden. So befürchtet Professor Dr. Werner Schlake, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Pathologen (BDP), den "sektorengebundenen Tunnelblick des Subsystems KBV". Dieser verhindere eine ganzheitliche, sektorenübergreifende Sichtweise auf die Patientenversorgung. Der G-BA habe die Bedarfsplanung für Pathologen auf der Grundlage falscher KBV-Zahlen entschieden. „Ungebrochenes Wachstum“ und „überproportionaler Ressourcenverbrauch“ seien laut Schlake für die Pathologie definitiv nicht zutreffend. Arztzahl, Fallzahlen und Honorar wären unauffällig. Die einseitig ambulante Bedarfsplanung zwingt den betroffenen Arzt zur Entscheidung, ob er ambulant oder stationär tätig sein will. Die Folge sei der Ausstieg aus der sektorübergreifenden Organisation und der Rückbau in eine sektorengebundene Patientenversorgung, die Schaffung von Schnittstellenproblemen, wo vorher keine waren, und die Behinderung der Zulassung. Damit widerspreche die Neuorganisation auch dem erklärten Wunsch des Koalitionsvertrages.

Für Schlake ist in der Pathologie die Krankenversorgung „flächendeckend, sektorübergreifend und kosteneffizient organisiert". Nachdem der Verband bei der KBV auf taube Ohren stoße, schlägt der BDP die zumindest temporäre Herausnahme der sektorübergreifenden Pathologie aus der ambulanten Bedarfsplanung vor. Schlake will dazu schon im nächsten Monat Gespräche zur Information der Patientenverbände führen. Einstweilig soll die Änderung der Aufsatzzahlen auf das Niveau aller anderen Ärzte gemäß §1 Anlage 5 Richtlinie Bedarfsplanung (statt § 5) beantragt werden.

Umsatz springt

Die Nachfrage nach Arzneien bei immunologischen Erkrankungen und Krebs bringt einen 8,5 Prozent Wachstumsschub.

Im Jahr 2013 wurde mit Biopharmazeutika am heimischen Markt ein Umsatz von 6,5 Milliarden erzielt. Die Marktlage ist stabil, die Arbeitsplatzzahlen steigen verhalten, der Umsatz ist stark. Das ist kurz zusammengefasst die Jahresbilanz der medizinischen Biotechnologie und Biopharmazeutika bei seltenen Erkrankungen in Deutschland. So wuchsen die Umsätze mit Biopharmazeutika in 2013 in Deutschland um 8,5 Prozent auf mehr als 6,5 Milliarden Euro netto im Apotheken- und Klinikmarkt. Der Zwangsrabatt von damals 16 Prozent ist dabei bereits berücksichtigt. Damit übertrifft dieses Segment den Arzneimittel-Gesamtmarkt, der lediglich um 4,1 Prozent zulegen konnte. Auch die Zahl der Beschäftigten in der medizinischen Biotechnologie steigt – bei stagnierender Unternehmenszahl - um ein Prozent auf 36.350 Mitarbeiter. Dies sind Ergebnisse des Branchenreports „Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2014“, den vfa bio, die Interessengruppe Biotechnologie, aktuell auflegt. Treiber sind mit 14 Prozent Zuwachs Medikamente in der Therapie immunologischer Erkrankungen, darunter z.B. Gelenkrheuma, und 10 % in der Krebstherapie. 2013 sind 14 neue Biopharmazeutika zugelassen worden – so viele wie seit 2001 nicht mehr - knapp ein Drittel aller Neuzulassungen. 16 Prozent der Projekte in den Biotech-Pipelines dienen der Entwicklung von Therapien gegen seltene Krankheiten; die Medikamente in Erprobung haben deshalb von der europäischen Arzneimittelbehörde den Status „Orphan Drug“ zuerkannt bekommen.

Zahnersatz schmerzt

Die Krankenkasse sieht „paradiesische Zustände“ für Zahnärzte. Hohe Zuzahlungen für GKV-Patienten schmerzen.

Versicherte müssen für Zahnersatz tief in die Tasche greifen. Aus den im aktuellen Zahnreport der BARMER GEK für 2014 ausgewerteten Heil- und Kostenplänen ergeben sich durchschnittliche Gesamtkosten für Neueingliederungen von 1.295 Euro je Fall. "Ein Paradies für Zahnärzte mit Wolken für die Versicherten", wie der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Rolf-Ulrich Schlenker bei der Vorstellung süffisant anmerkt. Davon haben die Versicherten mehr als die Hälfte, nämlich im Durchschnitt 724 Euro, als Privatanteil getragen. Die Kosten schwanken regional jedoch erheblich. In Baden-Württemberg zahlen die Versicherten 936 Euro Eigenanteil, in Sachsen-Anhalt sind es 508 Euro. Analog zu den niedrigen Gesamtausgaben für Zahnersatz in den östlichen Bundesländern sind hier auch die Eigenanteile deutlich geringer. In der Praxis fallen die von den Versicherten privat aufzubringenden Anteile noch viel höher aus, weil die Patienten sich oft für eine gegenüber der Regelversorgung höherwertige Versorgung entscheiden. Die Krankenkasse warnt deshalb davor, das Festzuschusssystem auszuweiten. Im Gegenteil soll die Kostenübernahme im GKV-System künftig auch bei der Wurzelbehandlung - ein Schwerpunkt des diesjährigen Reports - im Backenzahnbereich erfolgen. Ein Schritt der wegen des hohen Arbeitsaufwandes und dem damit verbundenen Kostenrisiko von der verfassten Zahnärzteschaft bisher abgelehnt wird, wie Professor Dr. Michael Walter, Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik an der Uni Dresden, auf Nachfrage einräumt. Im Jahr 2012 wurde bei insgesamt 6,1 Prozent der Versicherten eine Wurzelbehandlung durchgeführt. Die Behandlung ist besser als ihr Ruf: 84 Prozent der Zähne mussten nach einer Wurzelbehandlung nicht erneut behandelt werden. Die Backenzähne mit 85 bis 86 Prozent Erfolgsquote haben sogar eine niedrigere Rate von Folgebehandlungen als Frontzähne (82 %).

Krankenstand steigt

Jüngere fehlen länger, Ältere häufiger! Der TK-Krankenreport 2013 verzeichnet ein Anwachsen.

Erstmal seit Jahren gibt es in der Bundesrepublik wieder mehr Arbeitsausfall durch Krankschreibung. Die Krankenstände in deutschen Betrieben steigen wieder. Durchschnittlich 14,7 Tage waren Beschäftigte und ALG-I-Empfänger 2013 nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) krankgeschrieben - einen halben Tag mehr als im Jahr zuvor.

Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Altersgruppen, Geschlechtern und vor allem den Berufen. Frauen sind mit 15,9 Tagen durchschnittlich drei Tage mehr krankgeschrieben als Männer (12,9), junge Beschäftigte zwischen 15 und 24 Jahren sind mit elf Tagen zwar deutlich weniger krankgeschrieben als ältere Erwerbspersonen zwischen 55 und 59 Jahren mit 22,8 Tagen, fehlen aber dafür doppelt so häufig. Bei den Berufsgruppen fallen vor allem die Metallberufe (23,1 Tage), die Baubranche (21,4 Tage) sowie die Verkehrs- und Lagerberufe (22,3 Tage) auf, während die technischen Berufe (10,8 Tage) sowie Verwaltungsbeschäftigte (11,3 Tage) die geringsten Fehlzeiten aufweisen.

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