Aller guten Dinge sind vier: Preis für Gesundheitsnetzwerker geht an vier innovative Gesundheitsprojekte

Berlin, Deutschland, 2. April 2019 – Die Jury hat in diesem Jahr wieder intensiv über die eingereichten Projekte beraten. Am Ende stand fest: Es kann nicht nur einen Preisträger geben. „Drei weitere Projekte haben uns so überzeugt, dass wir sie unbedingt auch würdigen wollten“, berichtet Juryvorsitzende Gudrun Schaich-Walch, Staatssekretärin a.D. Von allen Einreichungen waren neun Projekte zur Förderung der Vernetzung im Gesundheitswesen auf der Shortlist nominiert.

„Wir waren überwältigt von den unterschiedlichen ambitionierten Ansätzen, die unsere Gesundheitsversorgung wegweisend voranbringen. Jedes der Projekte, die mit so viel Engagement, Mut und Ideenreichtum betrieben werden, hätte eine Auszeichnung verdient“, führt die Juryvorsitzende aus. „Doch wir mussten eine Entscheidung treffen, und die fiel letztlich einstimmig.“ Zur Eröffnung des 14. Kongresses für Gesundheitsnetzwerker wurden heute ein Hauptpreis und drei Sonderpreise verliehen.
 
Hauptpreis: Neurologisch-psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung (NPPV)
Als Hauptpreisträger hat sich die Neurologisch-psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung (NPPV) durchgesetzt, ein Gemeinschaftsprojekt der Hamburger IVP GmbH und der Kassenvereinigung Nordrhein. Im Zentrum stehen schwere neurologische und psychische Erkrankungen: Für eine möglichst engmaschige Begleitung der Patientinnen und Patienten kooperieren hier berufsgruppenübergreifend ÄrztInnen, PsychotherpeutInnen, Case Manager sowie Kliniken. Eine wichtige Rolle spielt dabei die digitale Infrastruktur: Alle Behandelnden haben über die webbasierte Software IVPnet Zugriff auf eine elektronische Akte; Assessment und Behandlungspfade werden hierüber digital gemanagt. Auch E-Mental-Health-Angebote gehören zum Angebot. Durch die vernetzte Zusammenarbeit kann der jeweilige Versorgungsbedarf frühzeitig festgestellt werden. Die Betroffenen werden deutlich engmaschiger und umfangreicher als in der Regelversorgung begleitet.
Die Jury hebt an diesem Projekt besonders hervor, dass hier im besten Sinne vernetzt versorgt wird. „Alle am Behandlungsprozess Beteiligten sind einbezogen, arbeiten mit sinnvoller digitaler Unterstützung auf der Höhe der Zeit und schaffen somit hoffentlich den Nachweis, dass diese Form der vernetzten Zusammenarbeit mit digitaler Unterstützung einen messbaren Benefit für die Versorgung bringt“, heißt es in der Jurybegründung. NPPV wird mit einer Laufzeit von vier Jahren vom Innovationsfonds gefördert.

Weblinks: nppv-nordrhein.de, ivpnetworks.de | Ansprechpartner: René Engelmann, IVP Networks
 
Sonderpreis für überzeugende Umsetzung: Patchie Mukoviszidose App
Die Patchie Mukoviszidose App der Birds and Trees UG in Hamburg erhält einen Sonderpreis für überzeugende Umsetzung. Kinder mit Mukoviszidose müssen für die notwendigen Therapiemaßnahmen viel Disziplin aufbringen. Hierbei hilft ihnen das erkrankte außerirdische Patchie, das wie ein Tamagotchi zur Identifikationsfigur wird. Die Performance im Spiel, dem der Therapieplan des Kindes zugrunde liegt, wirkt sich auf den Gesundheitszustand von Patchie aus. So werden spielerisch Adhärenzsteigerung, Monitoring, Entlastung und Kommunikation zwischen Patient und Behandlern erreicht. Die Zertifizierung als Medizinprodukt wird angestrebt.
Für die Jury zeigt dieses Projekt einen vielversprechenden digitalen Ansatz für mehr Versorgungsqualität. „Die Therapiebegleitung von Mukoviszidose ist herausfordernd und hier erwiesenermaßen mit Erfolg für die Kinder umgesetzt worden“, so die Jurybegründung. Der Aspekt der vernetzten Zusammenarbeit mit Behandlern kam in der Projektvorstellung noch zu kurz; die Jury hofft mit dem Preisgeld hier einen Anstoß geben zu können, um die Vernetzungsaspekte der Versorgung weiter zu vertiefen.

Weblink: birds-and-trees.de | Ansprechpartner: Marc Kamps, Birds and Trees UG
 
Sonderpreis für ein wichtiges Anliegen: Online-Pflegekurs für pflegende Angehörige
Die Töchter & Söhne Gesellschaft für digitale Helfer mbH wird mit einem Sonderpreis für ein wichtiges Anliegen ausgezeichnet. Die Zielgruppe der pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen steht hier im Fokus, die oftmals ohne jegliche Vorkenntnisse in die Aufgabe der häuslichen Pflege stolpert. Interaktive Online-Pflegekurse bieten ihnen ein niedrigschwelliges Informations- und Begleitangebot – mit geprüfter Qualität und individueller Beratung durch Expertinnen und Experten. Über die Plattform Curendo können die Teilnehmenden zuhause im eigenen Tempo die bedarfsgerecht aufbereiteten Lernmodule durchlaufen; Zugang erhalten Angehörige und Betroffene über die Pflegekassen. Entwickelt wurden die Kurse in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité – Universitätsmedizin Berlin und mit der Hochschule Bremen.
Die Jury hebt vor allem die Bedeutung der häuslichen Pflege hervor und würdigt das Engagement von Töchter & Söhne für bessere Pflege zu Hause. Da das Projekt nicht in dem Sinne vernetzt ist, dass verschiedene Bereiche des Gesundheitswesens kooperieren, würde die Jury mit dem Sonderpreis den Anreiz verbinden, dass die Einbindung von ärztlicher und weiterer Betreuung Pflegebedürftiger eine Chance zum weiteren Ausbau des Angebotes darstellt.

Weblinks: toechtersoehne.com, pflege.curendo.de | Ansprechpartner: Thilo Veil, Töchter & Söhne

Sonderpreis für eine technische Lösung: DIGITAL IV
Auch in gut vernetzten Arztnetzen arbeitet jede Praxis mit ihrem eigenen Praxisverwaltungssystem (PVS). Die Softwarelösung DIGITAL IV der Gesundes Kinzigtal GmbH ermöglicht, die Patientinnen und Patienten unabhängig vom jeweiligen PVS digital in die Integrierte Versorgung (IV) des Gesundheitsnetzes einzuschreiben und eine zentrale Patientenakte zu nutzen. Diese kann – anders als bei bislang verfügbaren Lösungen – in den Workflow der Praxis und deren PVS eingebunden werden. Informationsfenster weisen dann individualisiert auf die passenden Angebote hin.
Die Jury hebt hervor, dass mit dieser Lösung ein langwieriges, zentrales Thema der Integrierten Versorgung gelöst wird – die Einbindung in das PVS des Arztes, die Organisation eines Vertrages ohne „doppelte Buchhaltung“, ohne ergänzende Listen, Programme etc. „Das Thema ist technischer Natur, regelt auf dieser Ebene aber die Vernetzung von Versorgern auf eine grundlegend neue Art und ist daher eines Sonderpreises würdig“, heißt es in der Jurybegründung.

Weblink: gesundes-kinzigtal.de | Ansprechpartnerin: Martina Fehrenbach, Gesundes Kinzigtal GmbH
 
Seit 2012 wird der mit insgesamt 20.000 Euro dotierte Preis für Gesundheitsnetzwerker an Projekte verliehen, die sich auf innovative Weise für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung einsetzen. Um den von der BERLIN-CHEMIE AG ausgelobten Preis für Gesundheitsnetzwerker konnten sich alle im Gesundheitswesen tätigen Berufsgruppen bewerben, die an Konzepten zu aktuellen Problemständen arbeiten oder bereits erfolgreich Projekte zur Vernetzung des Gesundheitswesens umsetzen.

Alle Informationen zum Kongress finden Sie unter www.gesundheitsnetzwerker.de.
 

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